Von St.Tönis in die 1. Liga

Aufsteiger: Das Kicken lernte Tobias Levels beim SV St.Tönis – bald spielt er erstklassig.

St. Tönis. In kurzer Hose, Polohemd und Flip-Flops sitzt Tobias Levels ganz entspannt im elterlichen Garten in St. Tönis. Im Hintergrund brutzelt bei 25 Grad und bestem Wetter der Grill. Dass einer wie er von Berufs wegen knallharter Fußball-Bundesliga-Verteidiger ist, mag man sich kaum vorstellen. "Überragend", sagt der 21-Jährige - und meint damit nicht das Wetter.

Denn das, was sich dieser Tage rund um seinen Arbeitgeber Borussia Mönchengladbach abspielt, hat der Profi in seiner jungen Karriere noch nicht erlebt. Am Mittwoch war die Mannschaft dank eines 3:0-Sieges gegen den SVWehen in die Bundesliga zurückgekehrt und hat vor 40000 Zuschauern im Borussia-Park eine rauschende Fußball-Party erlebt.

Und zum Empfang auf dem Mönchengladbacher Alten Markt kamen mehr als doppelt so viele Leute, um ihre Aufstiegshelden - trotz einer knappen Niederlage im letzten Heimspiel - zu feiern.

"Schon gegen Wehen hatte ich in den letzten Minuten Mühe, mich aufs Spiel zu konzentrieren", sagt Levels. "Ich habe, ehrlich gesagt, mehr auf die Tribüne geschaut und mir angesehen, wie die Fans gefeiert haben." Der Aufstieg bedeutet einiges für den Blondschopf - schließlich gehörte er der Mannschaft an, die vor einem Jahr den Gang in die 2.Liga antreten musste.

Obwohl Levels einer der ersten war, die für die "Operation Wiederaufstieg" zugesagt haben, sah es anfangs nicht danach aus, als würde der St. Töniser eine Rolle in der Mannschaft von Trainer Jos Luhukay spielen: Doch sein Konkurrent auf der Position des rechten Verteidigers, Kasper Bögelund, verletzte sich und Levels rückte in die Startelf - und machte 26 der 33Spiele.

Ratgeber, die sich im Fußball auskennen, hat Levels in der Familie zur Genüge: Vater Hans, Mutter Marita und Onkel Josef verfügen über reichlich Trainererfahrung - vor allem beim SV St. Tönis. Dort liegen auch die fußballerischen Wurzeln von Tobias Levels.

Im Alter von fünf Jahren spielte er erstmals für den Spielverein - damals sogar als "Zehner", als Spielmacher. "Das war wohl meine prägendste Zeit", sagt Levels. "Da habe ich mit vielen Jungs aus der Schule zusammengespielt. Da sind Freunde dabei, zu denen ich immer noch sehr guten Kontakt habe."

Doch irgendwann war ein Wechsel nötig. In der D-Jugend ging es für ein Jahr zum KFC Uerdingen, danach zur Borussia. Sein dortiger Trainer Thomas Kastenmaier, ExBorussen-Profi, funktionierte Levels zum Innenverteidiger um. Der Rest ist bekannt: Unter Jupp Heynckes machte Levels seine ersten Schritte in der Bundesliga, in die er nun zurückkehrt.

Vor einem dreiviertel Jahr ist Levels aus dem Elternhaus ausgezogen, wohnt er jetzt in Rheydt. "Das ist praktischer." Zwei- bis dreimal die Woche schaut er bei den Eltern vorbei. Und er freut sich auf die Ferien, will sie zu einem Städtetrip nach Barcelona und einem Urlaub auf Ibiza nutzen.

"Ich freue mich aber auch schon auf Bremen, Bayern, Schalke und Stuttgart", bekennt der aktuell wohl prominenteste St.Töniser. Vielleicht erhöht sich sein Bekanntheitsgrad ja weiter - auch bei den Journalisten. In der Hinrunde verwechselte ihn ein Fernseh-Kommentator permanent mit seinem Mannschaftskameraden Robert Fleßers - der gar nicht auf dem Platz stand.