Willich: Ein Trödel-König am Labertisch

Wolfgang Krumnacker regt Besucher zum Gespräch an.

Willich. "Ich bin selbst eine typisch rheinische Labertasche.", sagt Wolfgang Krumnacker aus Büderich. Er beteiligte sich jetzt zum ersten Mal am Weihnachtströdelmarkt in Halle 4 auf dem Gelände von Stahlwerk Becker.

Dass die Besucherströme eher spärlich flossen, störte ihn wenig: Wer kommunikativ war, konnte an seinem "Labertisch" bei Lebkuchen auf Gleichgesinnte stoßen und sich austauschen.

Auf den Trödelmarkt gehen, um mit anderen ins Gespräch zu kommen? Warum nicht! Wolfgang Krumnacker, der in seinem bewegten Leben auch Gastronom war, weiß, wie man mit Menschen umgeht.

Vielleicht gefiel es ihm deshalb in Willich so gut, obwohl er als Trödler gemeinsam mit Ehefrau Doris keine Umsatzrekorde erzielen konnte. "Der freundliche Umgang untereinander gefällt mir, die Atmosphäre ist einfach menschlich hier."

Obwohl man bekanntlich mit vollem Mund nicht sprechen soll, musste er am Samstag binnen kurzer Zeit drei Mal den Lebkuchenteller auffüllen.

Zur Atmosphäre passte auch die Tombola, die Uschi Hommen organisiert hat. Der Erlös geht an notleidende Kinder. Zum menschlichen Trödelmarkt tragen auch Typen bei wie Egon Peterjohann aus Willich: Der 66-Jährige will ein fairer Händler sein: "Ich biete nur gute Sachen an." Seine Devise: "Immer in Bewegung bleiben - die Leute wollen angesprochen werden."

Neben nostalgisch anmutender Unterhaltungselektronik mit Nussbaum-Dekor hat er viele Bücher, aber auch ein altes Haarschneide-Set, wie man am Mann mit den langen Koteletten auf der Verpackung ablesen kann oder ein Blutdruckmessgerät.

Eine Klasse für sich: Die Atmosphäre in der maroden 8.000 Quadratmeter großen Halle, in der ein vier Meter langes Auto wie ein Spielzeug wirkt. Allerdings hat man immer das Gefühl, dass es in der Halle kälter ist als draußen. "Ein Käffken trinken, wildfremde Menschen zusammenbringen": Für seine Mission nahm Krumnacker mit Hilfe von Egon Peterjohann sein Gasöfchen in Betrieb.

Auch wenn die Gläser und Sammeltassen von unzähligen Großmüttern keinen reißenden Absatz fanden. Lebenskünstler Krumnacker nahm’s gelassen: "Die Atmosphäre inspiriert mich. Nächstes Mal schreibe ich hier an meinem Buch."