Theater: Ein Münchhausen in Manhattan

Der Broadway-Erfolg „Ich bin nicht Rappaport“ feiert Premiere.

Mönchengladbach. Rappaport ist eine Witzfigur. Herb Gardners Broadway-Erfolg "Ich bin nicht Rappaport" stellt aber alles andere als Witzfiguren auf die Bühne. Die beiden Senioren Nat (Matthias Oelrich) und Midge (Joachim Henschke), die sich täglich auf einer Bank im New Yorker Central Park treffen und mit den Zumutungen des Alters zu kämpfen haben, wachsen einem während der Aufführung ans Herz. Matthias Kniesbeck hat das Kammerspiel für zwei alte Herren und ein wenig junges Gemüse in den Nebenrollen inszeniert.

Eine Brücke, wie sie tatsächlich im Central Park stehen könnte, überspannt die Bühne (Ausstattung: Janine Hoffmann). Davor steht eine Bank, der Boden ist mit Herbstlaub bedeckt - ein überflüssiger weiterer Hinweis auf das Alter der Protagonisten.

Für die Rolle des Afroamerikaners Midge ist Henschke fast völlig hinter dunkler Schminke verschwunden. Der 81-jährige Schwarze ist noch als Hausmeister tätig, seine Hauptbeschäftigung aber besteht im Wegducken. Seinem Job ist der fast blinde Mann nicht mehr gewachsen.

Nat ist da von anderem Kaliber, weswegen sich die beiden zunächst nicht verstehen. Oelrich gibt den Manhattan-Münchhausen, der Midge und den Zuschauern ein Lügenmärchen nach dem anderen auftischt.

Von einem Schutzgelderpresser (Halil Yavuz) und einem Dealer (Tobias Wessler) beziehen die Alten Prügel, ein Mieter aus Midges Haus (ebenfalls Wessler) droht dem Hausmeister mit Rausschmiss. Eine Drogenabhängige (Anja Barth) können die Senioren nicht vor dem Dealer beschützen. Da helfen Nats Schwindeleien nur zeitweise.

Für Nat aber ist Tochter Clara (Esther Keil) die größte Bedrohung. Denn die will ihn in eine Seniorenresidenz verfrachten. Berührend, wie die beiden in ihrem Dialog zwischen Erinnerungen und Distanz schwanken.

Am Ende ist keiner von Nats großspurigen Schwindelplänen aufgegangen, aber Midge hat mit den Zuschauern gelernt, dass noch etwas anderes zählt. Man muss sich seine Würde bewahren, und dazu ist Widerstand - auch durch Schwindeleien - nötig. Karten: Tel. RY 6151-100.