Der Stundenplan entsteht in Mosaikarbeit
Für Lehrer und Schulleiter stand auch in den Ferien einiges an Arbeit an. Nun sind sie bereit für den Beginn des Schuljahres am Mittwoch.
Dorothee Schiebler sitzt in ihrem Büro und zählt bereits die letzten Tage der Sommerferien. Ginge es nach dem Volksmund, dann dürfte sie eigentlich noch gar nicht da sein. Doch über die Mär vom im Sommer sechseinhalb Wochen lang faulenzenden Lehrer kann die neue Schulleiterin des Städtischen Meerbusch-Gymnasiums wie viele ihrer Kollegen nur müde lächeln. Wenn am Mittwoch die Sommerferien beendet sind und das neue Schuljahr beginnt, liegen hinter ihr und den Kollegen bereits mehrere intensive Arbeitswochen, in denen das neue Schuljahr akribisch vorbereitet wurde.
Franz Vogel, Lehrer, über das Ausarbeiten des Stundenplans
„In den Sommerferien habe ich bestimmt die Hälfte der Zeit gearbeitet“, resümiert die Lehrerin für Biologie und Chemie, die seit März 2015 die Schule kommissarisch leitete. Nun beginnt ihr erstes Schuljahr als Direktorin. Weshalb ein wenig Nervosität durchaus vorhanden ist. „Das bringt schließlich viel Verantwortung mit sich.“
Doch Schiebler ist erfahren. Ebenso wie ihr Kollege Franz Vogel (63). Gemeinsam werfen sie an ihrem Schreibtisch noch einmal einen letzten prüfenden Blick auf den erstellten Stundenplan für das kommende Halbjahr. Drei Wochen lang haben sie überlegt, getüftelt, Ideen wieder verworfen. „Es ist eine Mosaikarbeit. Man kann es ein wenig mit der Erstellung des Spielplans für die Fußball-Bundesliga vergleichen“, sagt Vogel.
Stephanie Pieper übt sich in einer ganz anderen Sportart. „Türmchenwirtschaft“ hat die Direktorin der Städtischen Brüder-Grimm-Grundschule die Abarbeitung jenes Aktenberges getauft, den sie jedes Jahr auf ihrem Schreibtisch vorfindet, wenn sie sich spätestens ab der dritten Ferienwoche wieder an ihren Arbeitsplatz begibt. Hinzu kommen rund 100 unbeantwortete E-Mails — pro Woche. „Der Verwaltungsaufwand nimmt immer mehr Zeit in Anspruch“, sagt Stephanie Pieper, die in der kommenden Woche 77 i-Dötzchen mit der Eröffnung eines neuen Niedrigseilgartens auf dem Schulgelände empfängt.
Anders sieht es Christian Gutjahr-Dölls. „Wenn man mal ehrlich ist“, sagt der Direktor des Städtischen Mataré-Gymnasiums, „haben wir Lehrer es im Sommer doch sehr, sehr gut. Wir müssen schließlich keine Arbeiten korrigieren, das ist doch Luxus pur.“
Über mangelnde Arbeit in den Ferien kann sich jedoch auch Gutjahr-Dölls nicht beschweren. Ebenso wie eine Handvoll Schüler, für die es darum geht, in der Nachprüfung eine Ehrenrunde abzuwenden. Neben der Stunden- und Raumplankonzeption sowie zahlreichen Lehrerkonferenzen wollen vor allem Verträge für neue Kollegen rechtzeitig geregelt werden. „Es ist für uns Schulleiter natürlich ein kleiner Horror, in die Schule zu kommen und von der Bezirksregierung zu hören, dass es da ein Problem gibt“, sagt Gutjahr-Dölls.
In diesem Sommer hat es keinerlei Probleme gegeben. Auch nicht an der Maria-Montessori-Gesamtschule. Dort können sich Schüler wie Lehrer über Modernisierungen freuen. „Das Lehrerzimmer wurde neu möbliert, es gibt eine neue Küche. In den Klassenzimmern wurden Tische und Stühle ausgetauscht, Wandschäden wurden behoben“, sagt Schulleiter Klaus Heesen. Zwar genieße auch er die in den Ferien vorherrschende Ruhe auf dem Schulgelände. Nach Türmchenwirtschaft, Mosaikarbeit und zahlreichen Konferenzen, da spricht Heesen seinen Kollegen aus der Seele, wird es aber Zeit, „dass die Schule wieder mit Leben gefüllt wird“.