Der Spaß am Klavier steht im Vordergrund
Lehrer Sung Hun Hur aus Strümp arbeitet nach dem Motto „Erst die Freude, dann die Technik“.
Wer Klavier lernen will, muss üben. Damit den Anfängern der Spaß am Spielen nicht verdorben wird, kommt es auf das Einfühlungsvermögen des Lehrers an. Bei Sung Hun Hur (36) scheint das bestens zu klappen. „Erst die Freude, dann die Technik“, sagt der gebürtige Südkoreaner, der seit 2015 ein Klavierstudio in Strümp betreibt.
Seine Schüler sind zwischen sechs und 53 Jahre alt. Manche kommen zu ihm, andere unterrichtet er zu Hause. Heute haben sich Mika (6), Ben (9) und Lena (11) bei ihm getroffen, um den anderen zu zeigen, was sie in kurzer Zeit gelernt haben. In keiner der drei Meerbuscher Familien hatte zuvor jemand Klavier gespielt. „Ich wollte das gerne“, erzählt Lena. Nach drei Monaten schaffte sie schon „Hello“ von Adele. „Erste Erfolge sind wichtig, das gilt auch für Erwachsene“, weiß Sung Hun Hur. „Ganz egal, in welcher Musikrichtung, ob Klassik, Schlager oder Jazz.“
Mikas ältere Schwester hatte auch einmal mit dem Klavierspiel angefangen. Sie schmiss den Unterricht, weil ihr Lehrer nicht so toll war. Das Klavier im Wohnzimmer war verwaist. „Bis Mika begann, immer öfter darauf herumzuklimpern“, berichtet seine Mutter. „Das machte er auch in der Aula seiner Schule.“ Im Februar kam der Sechsjährige zu Sung Hun Hur und ließ sich schnell für das Instrument begeistern. „Natürlich sollten Kinder tüchtig üben“, stellt der Lehrer klar. Dafür brauche ich auch die Unterstützung der Eltern, damit sie möglichst wenig abgelenkt werden. Aber wenn es nicht jeden Tag geht, ist das auch nicht so schlimm.“
Ben hat außer Klavierspielen noch andere Interessen. Fußball zum Beispiel. Schon deshalb dreht sich bei ihm nicht alles um die Musik. Aber er entwickelt einen gesunden Ehrgeiz. „Ich darf mir selber Stücke aussuchen und sogar eigene Lieder komponieren. Das hab ich auch schon gemacht.“ Erstaunlich — auch er nimmt erst seit Anfang des Jahres Unterricht. Alle drei Kinder waren noch nie in einem Klavierkonzert. „Das sollten wir mal gemeinsam machen“, schlägt Sung Hun Hur vor.
Er weiß, wie es ist, wenn man keine Lust auf ein Instrument hat. „Als ich sieben Jahre alt war, wollten meine Eltern, dass ich Klavier spiele, ich musste das auch in der Kirche tun.“ Mit elf hatte er ein Schlüsselerlebnis: „Ich hörte einen Walzer von Chopin und war wie verzaubert. Das wollte ich auch können. Meine Lehrerin ging nicht darauf ein, sie sagte, ich sei noch nicht soweit. Da kaufte ich mir die Noten und begann zu üben.“
An der Universität von Auckland in Neuseeland studierte Sung Hun Hur Musik mit Schwerpunkt Klavier. Nach dem Abschluss als „Bachelor of Music“ wollte er am liebsten nach Deutschland, „wegen Beethoven, Bach und Brahms.“ Er nutzte die Chance zum „working holiday“ an der Robert-Schumann-Musikhochschule und bewarb sich nach dem Schnuppern um einen Studienplatz. Seine Ausbildung beendete er 2011 mit der Note 1,0 und Auszeichnung. Zwei Jahre blieb Sung Hun Hur noch als Korrepetitor für die Opernklasse an der Hochschule. Eine Aufgabe, die er nun am Theater Mönchengladbach und Krefeld erfüllt.