Energieausweis: Häuser auf dem Prüfstand

Verkäufer und Vermieter müssen seit Dienstag vor Vertragsabschluss auf Nachfrage einen Energiepass vorlegen.

Rhein-Kreis Neuss. Seit dem 1. Juli haben Mieter und Käufer, die sich für eine vor 1965 gebaute Immobilie interessieren, ein Recht darauf, den Energieausweis für das Objekt einzusehen. Er zeigt, ob der Energiestandard des Hauses oder der Wohnung im wahrsten Sinne des Wortes im grünen Bereich liegt.

Es gibt zwei Arten von Energieausweisen. Der preiswerte Verbrauchsausweis wird für Preise zwischen 20 und 100 Euro allein auf Grundlage von Verbrauchsmessungen erstellt. Seine Ergebnisse geben keine zuverlässige Auskunft über den energetischen Zustand des Gebäudes. Beim teureren Bedarfsausweis werden ab etwa 150 Euro ingenieurtechnisch die Energiebedarfskennwerte eines Gebäudes berechnet und dessen energetische Qualität unabhängig vom individuellen Energieverbrauchsverhalten der Bewohner beurteilt.

Die neue Regelung hat viele Bürger verunsichert, berichtet die Leiterin der Verbraucherzentrale Dormagen, Dorothea Khairat: "Sie wissen oft nicht, ob und welche Ausweise sie benötigen." Dabei warnt die Verbraucherzentrale vor Schnell-Ausweisen aus dem Internet. "Die Verbraucherzentrale NRW hat kürzlich diese Onlineangebote unter die Lupe genommen", erklärt Khairat.

Die meisten Onlineformulare fragten nicht alle 14 gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtdaten ab oder missachteten die vorgeschrieben Plausibilitätsprüfung. Ein solcher Energieausweis zum Schnäppchenpreis kann für den Vermieter oder Verkäufer sogar bedeuten, dass er Schadenersatz gegenüber Mietern oder Käufern leisten muss.

Zu den Energieberatern, die von der Verbraucherzentrale vermittelt werden, gehört die Architektin Elisabeth Sytwala. Die Häuser mit dem höchsten Energiebedarf sind nach ihrer Erfahrung zum einen die, die vor Inkrafttreten der Wärmeschutzverordnung 1977 erbaut wurden.

"Frei stehende Einfamilienhäuser mit dünnem Mauerwerk schneiden oft am schlechtesten ab", sagt die Expertin. Dennoch rät sie den Hausbesitzern, die verkaufen oder vermieten wollen: "Nutzen Sie das Angebot der Beratung." 2009 kommt der Energieausweis für nach 1965 gebaute Häuser.