Gejubelt wird nach Anweisung

Die Band Boss Hoss spielte am Sonntag Open Air vor 600 begeisterten Zuhörern im Route66.

Bösinghoven. Alteingesessene Dorfbewohner sprachen am späten Sonntagabend bereits gerührt von "Woodstock in Bösinghoven". Ein derart historisches Ausmaß hatte der Auftritt von The Boss Hoss im Route66 dann vielleicht doch nicht, aber als äußerst gelungene Open-Air-Premiere kann man das Konzert der selbst ernannten Trash-Country-Punk-Rocker aus Berlin allemal bezeichnen.

Der kurzfristig wegen der großen Karten-Nachfrage vom Bösinger Hof in den Garten verlegte Live-Auftritt bot zwei Stunden bestes Unterhaltungsprogramm, denn egal ob vor 600 Zuschauern in Bösinghoven oder mehreren tausend am Abend zuvor beim offiziellen Freiluft-Festival-Finale im niederländischen Nimwegen - The Boss Hoss gibt immer 100 Prozent, feiert gut gelaunt auf der Bühne eine Party, von der sich binnen kürzester Zeit die Fans frohen Mutes anstecken lassen.

Bereits vor dem zweiten Stück, einer phänomenalen Cover-Version des Hendrix-Songs Hey Joe, präsentieren sich die Band-Mitglieder trotz fröstelnder Temperaturen im Feinripphemd, natürlich fehlt auch der Stetson als Kopfbedeckung nicht.

Und schnell wird klar: Die sieben Interpreten haben mehr auf dem Kasten als Südstaaten-Persiflage. Alle sind exzellente Musiker, allen voran Malcolm "Hank Williamson" Arison, der seiner Mundharmonika ganz außergewöhnliche Töne entlockt. Den schönsten Künstlernamen trägt allerdings Percussion-Spieler Tobias Fischer, der sich Ernesto Escobar des Tijuana nennt.

Währenddessen zelebrieren die beiden Band-Protagonisten, Alec "Boss Burns" Völkel und Sascha "Hoss Power" Vollmer, ihr perfekt einstudiertes Zwiegespräch in ur-amerikanischem Slang.

Natürlich wimmelt es da nur so von schlimmen Wörtern, die mit "F" anfangen, beide haben stets eine Zigarette im Mundwinkel, nippen am Bier und holen sich schließlich zwei hübsche Mädchen auf die Bühne, die Schilder mit dem Cowboy-Ausruf "Yeehaw" hochhalten sollen, damit das Publikum weiß, was es mitgrölen soll. Ein einmal erworbenes Image muss halt gepflegt werden.

Route 66-Chef Marcus Weniger ist nachher restlos begeistert von dem Auftritt, bei dem sowohl gelungene Cover-Stücke als auch Eigenkompositionen gespielt wurden. "Das Risiko mit dem Open Air-Gig hat sich gelohnt. Und das sind alles normale Jungs, die den ganzen Tag bei mir im Laden verbracht und gute Laune verbreitet haben. Im nächsten Jahr mache ich das mit den Leningrad Cowboys noch ein weiteres Mal."

In der Zwischenzeit hat sich Alec Völkel, dessen unvergleichliche Reibeisenstimme eines der Markenzeichen der Band ist, bereits unter das "normale Volk" gemischt, lässt sich bereitwillig mit Fans fotografieren und schreibt ohne sichtbare Ermüdungserscheinungen Autogramme.