Golfpark Rittergut Birkhof: Einmal putten wie Tiger Woods

Bei einem Schnupperkurs konnten Einsteiger ihr sportliches Talent auf dem Grün testen: mal mit mehr Erfolg, mal mit weniger.

Rhein-Kreis Neuss. Den Schlägerkopf habe ich fest im Griff. In Gedanken taxiere ich den Bewegungsablauf, der bei Golflehrer David Marcks so elegant aussieht. Jetzt oder nie. Hoffentlich sieht niemand zu. Ich hole aus und treffe - zwar den Ball, aber der fliegt irgendwo ins Nirgendwo. "Mist", schimpfe ich. Hinter mir ein Lachen: David Marcks schaut mich an, meine Ungeduld lässt mich beschämt zu Boden gucken. "Sorry, Schimpfwörter gehören wohl nicht auf den Golfplatz." Meine erste Lektion lerne ich schnell: Golf wird unterschätzt.

Wer glaubt, es sei leicht, den Ball in Richtung Loch zu schlagen, irrt gewaltig. Zu der Erkenntnis kamen am Wochenende 15 weitere Teilnehmer des Schnupperkurses während des Business-Cups der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Golfpark Rittergut Birkhof.

Von 30 Bällen treffe ich gerade mal zehn. Nur wenige von ihnen kommen über 20 Meter hinaus. Beim Abschlag gibt es einiges zu beachten: Leicht hockend wird der Rücken gestreckt und vorgeneigt. Der Schläger wird nicht mit Brachialkraft, sondern locker in den Händen gehalten. Beim Ausholen habe ich den Ball fest im Visier. Dann folgt der Schwung, der Rücken wird gestreckt. Konzentration ist gefragt, denn obwohl man doch deutlich albern aussieht, will keiner nach dem Schnupperkurs mit Rückenschmerzen nach Hause gehen.

Im Gegensatz zu mir hat Teilnehmer Roberto Milandri offenbar keine Koordinationsschwierigkeiten. Mit viel Tempo fliegt sein Ball bis an die 200-Meter-Marke. Milandri lächelt verständnisvoll: "Ich musste zehn Stunden üben, um so weit zu kommen." Den Banker hat das Golf-Fieber dennoch gepackt: "Besonders in meinem Berufsleben passt es gut, Golf spielen zu können. Wo kann ich besser Geschäfte abschließen, als bei einem vierstündigen Spiel mit Kunden im Grünen? Kein Geschäftsessen gibt mir so viel Zeit und Ruhe."

Während manche noch immer ihre Finger für den richtigen Griff am Schläger sortieren müssen, bringen andere schon ganz passable "drives" zustande. Nun also der nächste Versuch. Doch David Marcks kommt mir zuvor: "Lege den Zeigefinger um den Schläger, und nicht darauf", erklärt er. Ich fühle mich wie eine blutige Anfängerin. Tatsächlich hebe ich den Ball vom Gras. Ich bin begeistert. Die weiße Kugel fliegt hoch - allerdings haarschaft an meinem Kopf vorbei. Beinahe hätte ich mich mit meinem eigenen Golfball selbst getroffen. Ein Lachen kann ich mir nicht verkneifen, auch Milandri schaut belustigt zu: "Das ist mir auch schon passiert." Um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden, schaue ich lieber Nora Visbert zu. Die 29-Jährige hat wie ich noch nie Golf gespielt, lässt sich von den zahlreichen Schlägen ins Blaue aber nicht beirren: "Golfen fasziniert mich. Irgendwann möchte ich meine Platzreife erlangen."

Vom Trainingsgrün auf den richtigen Golfplatz dürfen nur diejenigen Sportler, die ein Spiel auf einem Neun-Loch-Platz bewältigen und 30 theoretische Fragen beantworten. Dazu gehört auch das Wissen über die Golfetikette, erklärt Barbara Krücken: "Zum Beispiel ist man still, wenn ein anderer abschlägt." Ich wiederum erinnere mich, dass ich die Etikette bereits beim ersten Abschlag hinter mir gelassen habe.

Zum Schnupperkurs kam die Orthopädin in einem schwarz-pinkfarbenen Golf-Dress zum Birkhof. "Das Aussehen steht an erster Stelle. Das Spielen verbessere ich nach und nach", scherzt sie. Ich überschlage schnell mögliche Kosten: Kleidung, Schläger und Clubgebühren: Tausende Euro sind schnell ausgegeben. "Dafür vergesse ich aber auch den hektischen Alltag", versichert Krücken.