Dormagen: Gegen das Vergessen - Gedenkfeier zur Reichspogromnacht vor 70 Jahren

Zum 70. Mal jährt sich am Sonntag die Reichspogromnacht.

Dormagen. Zum 70. Mal jährt sich am 9. November die Reichspogromnacht, in der auch in Dormagen die Fensterscheiben jüdischer Geschäfte und Häuser zersplitterten.

An die Opfer der damit beginnenden Shoah erinnern der Partnerschaftsverein Dormagen - Kiryat Ono und das städtische Kulturbüro mit einer Gedenkfeier am Sonntag um 18 Uhr auf dem jüdischen Friedhof an der Krefelder Straße in Dormagen.

Die Ansprache hält der evangelische Pfarrer und Partnerschaftsvereinsvorsitzende Heinz Tenhafen. Schüler der Realschulen in Hackenbroich und am Sportpark in Dormagen beteiligen sich mit Wortbeiträgen.

"Wir hoffen auf eine ähnlich große Resonanz wie im vorigen Jahr, als rund 250Dormagener der Opfer gedachten und somit ein deutliches Zeichen gegen Fremdenhass setzten", sagt Bürgermeister Heinz Hilgers.

Im Anschluss an die Kranzniederlegung führt der Wuppertaler Schauspieler Eugen Verenin das Theaterstück "Ein ganz gewöhnlicher Jude" auf. Beginn ist um 19.30 Uhr im Gemeindesaal der Evangelischen Kirchengemeinde an der Ostpreußenallee 1.

Das Ein-Personen-Stück beginnt damit, dass der Hamburger Journalist Emanuel Goldfarb, Sohn von Shoah-Überlebenden, eine gut gemeinte Einladung eines Sozialkundelehrers erhält: Er soll die Fragen einer achten Klasse zum Judentum beantworten.

Goldfarb setzt sich hin, um einen Absagebrief zu formulieren. Daraus entwickelt sich eine intensive Auseinandersetzung mit der Selbstwahrnehmung vieler Juden und gesellschaftlichen Klischees und Vorurteilen, die auf sie einwirken. Der Eintritt ist für Schüler und Studenten frei, eine Eintrittskarte für Erwachsene kostet 5 Euro.

Die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 bildete den Auftakt der systematischen Vernichtung der Juden im Dritten Reich. Fast alle Synagogen und viele jüdische Friedhöfe in Deutschland und Österreich wurden zerstört.

In Dormagen traf es unter anderem die Familie von Louis Dahl, die auf der Kölner Straße eine Metzgerei führte. Das Geschäft wurde von der SA und Dormagener Bürgern geplündert und zerstört, danach musste die Familie Dahl es schließen. Nachbarn kauften den Laden zu einem minimalen Preis, den die Familie nie erhalten hat. Die in Dormagen noch lebenden Juden wurden in der Reichspogromnacht verhaftet.

Fragen zur Gedenkfeier und zum Theaterstück "Ein ganz gewöhnlicher Jude" beantwortet das städtische Kulturbüro, Telefon 02133/257-338.