Drei Abgeordnete für Neuss im Landtag

Die Mehrheit hat die SPD nun ganz knapp verpasst. Bei einem Patt an Sitzen liegt die CDU mit 6200 Stimmen hauchdünn vor der SPD. Zittern bis in die Nacht: Auch Fritz Behrens (SPD) zieht über die Landesliste ein.

Neuss. Eine lange Nacht war es für alle drei künftigen Landtagsabgeordneten aus dem Neusser Wahlkreis. Zwei Männer durften sich schon früh freuen: Jörg Geerlings hat mit 45,6 Prozent der Erststimmen den Wahlkreis 44 klar gezogen, Hans Christian Markert hatte angesichts des 12-Prozent-Ergebnisses der Grünen bei seinem Listenplatz 16 den Einzug ins Landesparlament schon um 18Uhr sicher.

Anders Fritz Behrens, vom SPD-Landesverband mit Listenplatz10 bedacht: "Es war in der Nacht exakt um 2.19 Uhr", erklärt Behrens am Montag: Dann stand das vorläufige Endergebnis, dann gab die Landeswahlleiterin bekannt, wie weit die Listen gezogen hatten. Bei der SPD war das - bis zum zehnten Platz. "Ich bin so quasi der letzte Mohikaner", sagt Behrens, der zu SPD-Mehrheitszeiten Regierungspräsident, Justiz- und Innenminister war.

Die Mehrheit hat die SPD nun ganz knapp verpasst. Bei einem Patt an Sitzen liegt die CDU mit 6200 Stimmen hauchdünn vor der SPD. Wie es weitergeht auf der politischen Bühne in Düsseldorf, beschäftigt natürlich auch das Neuss-Trio.

Für Jörg Geerlings allerdings überwiegt erst einmal die Freude. "Hier war es doch wirklich gut", sagt er: "Wir haben alle drei Wahlkreise direkt gezogen." Verloren hat die CDU im Kreis allerdings noch mehr als im Landesdurchschnitt. Das werde noch analysiert, kündigt der Neusser CDU-Chef an, erklärt aber schon vorab, Hochburgen hätten nun einmal überproportional eingebüßt.

Mit "einem lachenden und einem weinenden Auge" sieht Fritz Behrens den "Tag danach". Im Kreis sei die SPD wieder in die Schranken verwiesen worden, in seinem Neusser Wahlkreis habe er immerhin den Abstand zum CDU-Kandidaten verringert. Auf Landesebene ("ich hätte mir das Ergebnis etwas schöner gewünscht") müsse nun wohl zwischen zwei schlechten Lösungen entschieden werden. Sowohl Rot-Grün als auch Schwarz-Grün fehlt genau ein Mandat zur Mehrheit.

Rein rechnerisch sei nun "Rot-Grün-Rot" möglich, bekennt Behrens, der dies immer abgelehnt hatte. Da gelte es nun, "die Linke hart auf die Probe zu stellen." Auch eine Große Koalition ist für Behrens keine gute Lösung. "Das schwächt beide Partner, erst recht den kleineren - auch wenn der Abstand minimal ist." Und Jamaika? Theoretisch ebenfalls möglich, doch sehr unwahrscheinlich, sagt Behrens: "Die Wähler haben doch gezeigt: Sie wollen die FDP einfach nicht mehr."

So sieht das auch Hans-Christian Markert. "Wenn man eine Große Koalition verhindern will, muss man auch Gespräche mit den Linken führen." Leicht werde es in einer möglichen Dreierkonstellation allerdings nicht werden. "Rot-Rot-Grün kann ich mir allerdings noch eher vorstellen als eine rot-grüne Koalition mit der FDP."

Jörg Geerlings wiederum will zunächst die heutige Sitzung von alter und neuer Landtagsfraktion abwarten. Enttäuscht zeigt auch er sich vom Abtauchen seines Landeschefs. Ob Jürgen Rüttgers auch künftig eine bestimmenden Rolle in der Landespolitik einnehmen werde, beantwortet er zurückhaltend. Es sehe derzeit wohl nicht danach aus. Es werde bereits "an vielen Bündnissen gearbeitet", sagt Geerlings, ohne eine Prognose wagen zu wollen. Was wird in vier Wochen sein? "Da freue ich mich auf die WM und besseres Wetter."