„Ich fahre nicht, um Platz vier zu erreichen“
Der Fechter Nicolas Limbach, Weltranglistenerster, gilt als die große Medaillenhoffnung. Heute reist der Sportler aus dem Rhein-Kreis nach Peking zu den Olympischen Spielen.
Rhein-Kreis Neuss. Heute hebt Nicolas Limbach mit Trainer Vilmos Szabo im Flugzeug Richtung Peking ab. Der Säbelfechter vom TSV Bayer Dormagen hat sich fest vorgenommen, nicht ohne Medaille zurückzukehren. Und Dormagens Bürgermeister Heinz Hilgers hat versprochen, den Rathaus-Balkon für einen rauschenden Empfang zu reservieren.
Die WZ nutzte die Gelegenheit, vor der Abreise mit dem 22-Jährigen zu sprechen.
Limbach: Sehr gut, bis auf ein paar kleinere Wehwehchen. Aber die gibt es bei einem Leistungssportler immer, und die sind beim Wettkampf dann auch vergessen.
WZ: Ihr Ziel ist ganz klar eine Medaille, oder?
Limbach: Ich bin Weltranglistenerster, also fahre ich auch nicht nach Peking, um Platz vier zu erreichen. Wenn es dann nur Bronze statt Gold werden sollte, wäre ich aber auch nicht traurig.
Limbach: Vor rund drei Monaten habe ich in der Tat plötzlich so etwas wie Druck verspürt. Zusammen mit einem Mentaltrainer ist es mir aber gelungen, diesen psychischen Druck in positive Energie umzuwandeln.
Limbach: Ich bin ein politisch denkender und interessierter Mensch. Aber für uns Leistungssportler ist Olympia das Allergrößte, darauf arbeitet man vier Jahre lang täglich hin. Daher kann es uns, so glaube ich, keiner verübeln, dass wir uns ganz auf den Sport konzentrieren.
Limbach: Ich bin ja noch relativ jung, zwischen 28 und 32 Jahren hat man als Fechter eigentlich erst seinen Leistungszenit erreicht. Demnach sollten es schon drei, vielleicht sogar vier Spiele werden.
Limbach: Ich ritualisiere meine gesamte Vorbereitung: den Weg zur Planche, das Aufziehen der Maske, die Verkabelung. Alles folgt einem bestimmten Ablaufschema.
Limbach: Ich wohne in einem Sechs-Mann-Appartement, das Zimmer teile ich mit dem Florettfechter Benjamin Kleibrink aus Bonn. Wir kennen uns, seit wir 13 Jahre alt sind.
Limbach: Bis zum Schluss. Ich hänge an den Wettkampf meinen Urlaub an und will mir auch andere Sportarten anschauen. Nach Möglichkeit Handball, vielleicht Schwimmen oder Leichtathletik. Ich würde auch gerne an der Abschlussfeier teilnehmen.
Limbach: Ich benötige die Zeit, um mich zu akklimatisieren: Zeitverschiebung, Smog, Halle, Essen, Schlafen - ich will nichts dem Zufall überlassen.
Limbach: Wenn ich darf. Das entscheidet aber der Verband, nicht jeder Sportler darf da einfach mit einmarschieren. Mein Trainer Vilmos Szabo hat schon an drei Olympischen Spielen teilgenommen und mir berichtet, das sei emotional das schönste Erlebnis für ihn gewesen.
Limbach: Allerdings, das war schon gewöhnungsbedürftig. Ich muss zum Beispiel bei Presse- oder Sponsorenterminen den offiziellen Olympia-Anzug tragen und auch bei den Sportschuhen wegen des Ausrüsters aufpassen. Fotos darf ich nur für den privaten Gebrauch machen, ein Tagebuch keinesfalls aus kommerziellem Interesse schreiben.
Limbach: Auf jeden Fall freundschaftlich. Aufgrund der vielen Zeit, die wir zusammen verbringen, ist er wohl auch so etwas wie ein Ersatzvater geworden. Wir passen charakterlich gut zusammen, streiten uns aber auch.
Limbach: Allein die Fechtausrüstung wiegt rund 16 Kilogramm, hinzu kommen natürlich noch private Sachen. Das sieht dann wahrscheinlich immer so aus, als ob ich umziehe. Und da es fatal wäre, wenn ich in Peking meine persönliche Ausrüstung nicht zur Verfügung hätte, haben wir sicherheitshalber den ersten Koffer schon mal vorgeschickt.
Limbach: Das schränkt einen natürlich ein. Für drei Monate muss man seinen genauen Aufenthaltsort angeben, spontane Unternehmungen sind da kaum drin. Aber das wusste ich alles vorher und will mich daher auch nicht beschweren.