Kaarst: Fünf Jahre Membrantechnik

Erftverband: Das Kaarster Klärwerk gilt als Vorbild für andere Projekte. Trotzdem wird die Technologie noch ständig verbessert.

Kaarst. Auf den Tag genau vor fünf Jahren ging das weltweit größte kommunale Gruppenklärwerk am Nordkanal in Betrieb. Es ist eine Erfolgsgeschichte. Das Besondere an dem Klärwerk: Membrane, die aussehen wie lange Spaghettifäden, saugen das Wasser an und filtern es. "Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die erzielte Wasserqualität entspricht der von Badgewässern, selbst Bakterien werden herausgefiltert", sagt Wulf Lindner, Geschäftsführer des Erftverbandes.

Zahlreiche Besuchergruppen aus dem In- und Ausland haben sich in den vergangenen fünf Jahren die "Schlüsseltechnologie zur Bewältigung der Wasserprobleme des 21. Jahrhunderts" angeschaut. Denn mit der Technik lässt sich auch Meerwasser in Trinkwasser verwandeln. "Das Klärwerk am Nordkanal ist zugleich Vorbild für andere Projekte", sagt Lindner. Dennoch wird die Technik der Membranfiltrationsanlage ständig verbessert. "Ziel ist es, die Kosten zu senken", erläutert der Geschäftsführer. Denn zwar benötigt eine Kläranlage mit der Membrantechnologie wesentlich weniger Platz und arbeitet wesentlich effektiver. Der Nachteil aber ist der höhere Energieaufwand durch das Ansaugen des Wassers.

Zuletzt wurde die Siebgeometrie verändert. Das bedeutet, dass die Maschen, die den Dreck aus dem Wasser heraussieben, von eine halben Millimeter auf einen Millimeter vergrößert wurden. "Das Siebgut wird dem Klärschlamm zugeführt und damit dessen Beschaffenheit verbessert. Es lässt sich besser entsorgen. Außerdem verstopfen durch diese Veränderung die Membrane nicht", erläutert Lindner. Durch die Veränderung der Siebe spart der Erftverband jährlich zwei Drittel der bisherigen Entsorgungskosten ein: 2006 fielen beispielsweise dafür 43000 Euro an, 2008 waren es nur 14000 Euro.

In den vergangenen fünf Jahren hat der Erftverband sein Know-How aus Kaarst in zwei weitere Anlagen eingebracht. Mit der Fertigstellung der Kläranlage in Bergheim-Glessen und der Inbetriebnahme im September hat das Unternehmen sein langjähriges Investitionsprogramm zur Sanierung von Kläranlagen abgeschlossen. "Diese zuletzt fertiggestellte Kläranlage ist nach Kaarst und Titz-Rödingen die dritte mit Membrantechnik. Sie ist ebenfalls ein Beispiel dafür, wie sich die Technologie in kurzer Zeit verfahrenstechnisch entwickelt hat. Auch wenn der Einsatz von Membranbelebungsanlagen derzeit aus wirtschaftlichen Gründen sich nicht überall anbietet, so ist sie doch zu einer ernst zu nehmenden Alternative bei besonderen wasserwirtschaftlichen Güteanforderungen geworden." Da der Nordkanal, in den das geklärte Wasser eingeleitet wird, nur eine geringe Eigenwasserführung hat und keine hohe Belastung durch Abwasser verträgt, sind die Anforderungen an die Klärleistung dort besonders hoch. Durch die Membrantechnologie hat sich die Wasserqualität im Nordkanal verbessert: Er gilt als "mäßig verschmutzt". Davor galt das Wasser als stark verschmutzt.