Was die Neusser vor 500 Jahren aßen

Das Clemens-Sels-Museum hat sich mit einem Team von Wissenschaftlern auf die Suche nach den spätmittelalterlichen Wurzeln der heutigen "Food city" begeben.

Neuss. Der "Neusser Kuchen" war im Mittelalter ein Ehrengeschenk. Gefördert wurde die Kuchenbäckerei in Neuss vor allem durch auswärtige Gäste, die zu Jahrmärkten und Wallfahrten in die Stadt strömten und den beliebten Nachtisch als Proviant mitnahmen oder als Souvenirgeschenk im Umkreis bekannt machten.

Das Clemens-Sels-Museum hat sich mit einem Team von Wissenschaftlern auf die Suche nach den spätmittelalterlichen Wurzeln der heutigen "Food city" begeben. Die Ergebnisse sind jetzt in einem Aufsatzband mit dem Titel "Drinck vnd Est, gots nit ferges" (Trinkt und esst, vergesst aber Gott nicht!) nachzulesen.

Die Frage, was Menschen in Neuss vor 500 Jahren aßen, war nur durch umfangreiche Quellenrecherchen zu beantworten, denn Kochbücher oder Speisepläne des späten Mittelalters oder der Frühen Neuzeit sind aus der Quirinusstadt nicht überliefert.

Dabei lieferten nicht nur die Schriftquellen, sondern vor allem auch bei archäologischen Ausgrabungen entdeckte Keramikfragmente, Tier- und Pflanzenreste sowie Herdstellen Informationen über das in Neuss verzehrte Essen.

Monatelang durchstöberten die Wissenschaftler die Neusser Archive. Mit dem Ergebnis: Tatsächlich waren der Getreidehandel, die Sauerkrautproduktion, das Brauereigewerbe und einige Mühlen - darunter seit dem 15.Jahrhundert auch Ölmühlen - schon vor 500 Jahren aktiv.

Neben vielen archäologischen Quellen, die über das in Neuss vorhandene Koch-, Vorrats- und Essgeschirr informieren, geben viele Funde Aufschluss über den mittelalterlichen Speiseplan. So untersuchte der Neusser Biologe Karl-Heinz Knörzer in den 1960er bis 1990er-Jahren eine große Menge pflanzlicher Reste aus Neusser Brunnen oder Kloakenschächten.

Der Fleischkonsum der alten Neusser lässt sich durch Funde großer Mengen an Tierknochen in den 1980er-Jahren nachvollziehen. Des Weiteren geben die Rechnungsbücher des Gasthauses "Zum Heiligen Geist" des Hospitals der Stadt eine Vorstellung der Lebensmittelvielfalt des mittelalterlichen Neuss.

Interessierte können sich auch in der Ausstellung "Nuyss - das mittelalterliche Neuss" im Clemens-Sels-Museums über die mittelalterliche Stadtgeschichte informieren.

Kleiner Buchtipp der Redaktion: "Das Kochbuch des Mittelalters" von Trude Ehlert, Artemis-Verlag; 12,95 Euro.