Neuss: Der CT für die Bremse

In Neuss arbeitet seit Freitag der weltweit erste Computertomograph für die Industrie. Das Gerät wiegt 15 Tonnen.

Neuss. Was in Krankenhäusern Standard ist, um sich ein dreidimensionales Bild vom Inneren des menschlichen Körpers machen zu können, funktioniert jetzt auch in der Industrie.

In Neuss hat am Freitag die Firma TPW-Rowo den nach eigenen Angaben weltweit ersten Computertomographen für die Industrie in Betrieb genommen. Der kann vom Überraschungsei über einen Bremszylinder bis zum kompletten Automotor alles durchleuchten.

"Anders als in der Medizin arbeitet unser Gerät mit extrem starken Röntgenstrahlen. Daher können wir bis zu 15 Zentimeter dicken Stahl durchleuchten", erklärt Ralf Krause, einer der Geschäftsführer von TPW-Rowo. 1,5 Millionen Euro hat das 15 Tonnen schwere Gerät gekostet.

"Um ein dreidimensionales Bild von einem Gegenstand zu erzeugen, spannen wir ihn in den CT, wo er dann langsam gedreht wird", sagt Krause. Pausenlos feuert die Maschine dann Röntgenstrahlen ab. Die so erzeugten Einzelbilder setzt ein Computer in ein dreidimensionales Bild um.

Was damit möglich ist, zeigt Krause an einem Monitor im Rechenzentrum des Unternehmens, auf dem ein verpacktes Überraschungsei erscheint.

Erst durchdringen die Strahlen die Alufolie. "Die könnten wir uns jetzt auf Haarrisse ansehen", sagt Krause. Stattdessen blendet er die Folie mit einem Tastenklick aus. Es erscheint das blanke Schoko-Ei wie ausgepackt auf dem Schirm.

"Gucken Sie mal, welche Krater es auf dem Ei gibt, das in der Hand so glatt erscheint, sagt Krause. Ein Tastenklick, die Schokolade verschwindet vom Schirm, dann wird deutlich, welches Spielzeug in dem Ei verborgen ist. Schon dreht sich ein kleines Plastik-Schaf alleine auf dem Bildschirm.

Natürlich geht es der Industrie um ganz andere Dinge. "Wir können alle Werkstoffe prüfen, ohne sie aufzuschneiden oder anzubohren", sagt Peter Mikitisin, Leiter des CT-Bereichs. "Daher ist unsere Maschine nicht nur für die Autoindustrie, sondern auch für Hersteller von medizinischen Geräten, Implantaten und Prothesen interessant", betont der Physiker. Um ein 3-D-Bild zu erstellen, braucht der CT bis zu acht Stunden - je nach Dicke des Materials.

Die ersten Aufträge liegen schon vor: Ein Autohersteller möchte seine Servobremse als 3-D-Bild haben, da es mit einem Bauteil Probleme gibt. Und ein Hersteller von Straßenbahnen liefert Aluminium-Teile an, mit denen Unfälle nachgestellt worden sind, um Schwachstellen zu prüfen.