Neuss: Stimmen und Rangelei
Wie zu erwarten, trafen am Samstag Befürworter und Gegner der 709 an der Niederstraße aufeinander. Am Stand der Initiative "Bahnfrei für mehr Neuss" kam es zu Handgreiflichkeiten.
Neuss. Die 4000er-Hürde ist genommen - und die Frage um Verbleib oder Herausnahme der 709 aus der Innenstadt hat eine erste gewalttätigen Auseinandersetzung erlebt. Beides geschah am Wochenende.
Wie zu erwarten, trafen am Samstag Befürworter und Gegner der 709 an der Niederstraße aufeinander. Über das, was sich gegen 15 Uhr in Höhe des Kaufhofs tatsächlich abspielte, gibt es widersprüchliche Darstellungen. Fest steht:
Am Stand der Initiative "Bahnfrei für mehr Neuss" kam es zu Handgreiflichkeiten. Beteiligte und Zeugin sind zwei Ratsfrauen: Heide Broll (FDP) am Stand der von den Liberalen unterstützten Unterschriftensammlern, und Frauke Arndt (Grüne), engagiert in der zum Ratsbürgerentscheid entstandenen Initiative "Pro 709.
Gegenüber des "Bahn-Frei"-Standes beobachtete Frauke Arndt, wie ein junger Mann ("von unserer Gruppe, aber ich kenne ihn nicht näher") sich Heide Broll näherte. "Und dann sehe ich ganz genau, wie sie ausholt und ihn ins Gesicht schlägt."
Daraufhin habe der Mann versucht, die Stadträtin festzuhalten, die beiden Kontrahenten seien schließlich von Umstehenden getrennt worden. Dass sie nun von Heide Broll "quasi als Lügnerin" dargestellt würde, empfinde sie als "tiefe Verunglimpfung".
Heide Broll erklärte gestern, es habe vor Auftreten des Mannes keinerlei Streit gegeben. Der Mann habe sich dann an den Stand gedrängt. "Vielleicht habe ich ihn geduzt und gesagt: "Du gehst jetzt mal besser weg." Der Mann aber habe sie umklammert; "ich fühlte mich wie in einem Schraubstock". Wenn ihre Ratskollegin anderes gesehen habe, diskreditiere die sich damit selbst.
Die Polizei bestätigt, der 25Jahre alte Mann habe Anzeige erstattet. Gleichzeitig aber sprach die Polizei gegen ihn einen Platzverweis aus, weil er sich "sehr provokant und uneinsichtig" gezeigt habe, so die Pressestelle.
Bei der Initiative war man gestern bemüht, die Wogen zu glätten. Der Vorfall mit einem "offensichtlich überdrehten jungen Mann" habe überhaupt nichts mit dem Thema zu tun und nutze niemandem, so Frederik Ramm.
Bei "Bahnfrei für mehr Neuss" jedenfalls will man noch weiter Unterschriften sammeln - und das obwohl das Ziel, per Einwohnerantrag den Rat zu zwingen, sich nochmals mit dem Thema Straßenbahn zu beschäftigen, offensichtlich erreicht ist.