Brand an der Remscheider Straße: Hochhaus-Brand in Krefeld: Die Polizei ermittelt
EILMELDUNG
Brand an der Remscheider Straße: Hochhaus-Brand in Krefeld: Die Polizei ermittelt

Zwischen Stahlträgern und Taubennestern Der Wuppertaler Verein Fliegende Schönheiten tauscht Eier aus, um die Taubenpopulation einzudämmen

Wuppertal · Für viele sind Tauben nur graue Schatten in der Stadt, lieblos Ratten der Lüfte genannt.

Zusammen mit Nina Kopp von den Fliegenden Schönheiten e.V. (r.) durchsuchte WZ-Mitarbeiterin Selina Hunze (Mitte) Nistplätze.

Foto: Kevin Bertelt

Doch für ein Team engagierter Ehrenamtlicher des Vereins Fliegende Schönheiten sind sie eine Aufgabe mit Herz. An einem kühlen, aber sonnigen Samstagmittag am Bahnhof Vohwinkel versammeln sich die Ehrenamtler. Darunter die Nina Kopp, Leiterin der Gruppen, sowie die beiden neuen Helfer Amelie (20) und Max (22). Ihre Mission: Eier der Stadttauben gegen künstliche Attrappen tauschen, um das unkontrollierte Wachstum der Taubenpopulation in Wuppertal zu bremsen.

Los geht es in einem kleinen Lagerraum in der Eingangshalle. Dort hat der Verein die Möglichkeit, seine Materialien wie Leitern und Werkzeuge zu verstauen. Nach einer Sicherheitsunterweisung über die Arbeit an den Bahnsteigen kann der Eiertausch beginnen. Denn dort oben in den Streben am Bahnsteig bauen die Tauben ihre Nester. Gleis für Gleis ziehen die Helfer los, aufgeteilt in zwei Teams. Der Vorgang ist einfach: Leiter aufstellen, hochklettern, nach Eiern suchen, runterklettern, Leiter ein paar Meter weiterrücken und von vorne. Wenn Eier gefunden werden, tauschen die Helfer sie durch Gips-Attrappen aus. Später werden sie eingefroren und weggeschmissen.

„Ich habe immer auf dem Weg zur Uni gesehen, wie schlecht es den Tauben in der Stadt geht, und wollte etwas tun“, erzählt Amelie. Mit Geduld und Präzision arbeitet sich das Team entlang der Stahlträger vor, die Augen immer auf die Nester gerichtet. Dann ein Fund, der gemischte Gefühle auslöst – Küken. Wo zuerst Freude über die kleinen pelzigen Tauben herrschte, kam schnell die Ernüchterung. Die Eier müssen wohl vorher übersehen worden sein und die Küken haben in der Kälte geringe Überlebenschancen.

Die Tauben reagieren überrascht, aber friedlich auf den Tausch der Eier.

Foto: Kevin Bertelt

Flugwettbewerbe von Taubenzüchtern als Problem

Die vielen Tauben sind ein menschengemachtes Problem, weiß Nina Kopp. „Der Mensch hat den Tauben einen Brutzwang angezüchtet. Eigentlich brüten sie nur zwei Mal im Jahr. Durch die Zucht brüten sie jetzt aber sechs bis zehn Mal im Jahr.“ Ein weiteres Problem sind die Flugwettbewerbe von Taubenzüchtern, bei denen bis zu 60 Prozent der Tiere verloren gehen und orientierungslos in den Städten landen. „Es ist frustrierend, wenn wir 3000 Eier in zwei Jahren tauschen und ein Wettkampf alles zunichtemacht“, sagt Kopp. Sie fordert strengere Regulierungen und finanzielle Beteiligung der Züchter an Tierschutzmaßnahmen.

Eine nachhaltige Lösung sind Taubenhäuser, in denen die Vögel artgerechtes Futter erhalten und die Population durch kontrollierten Eiertausch reguliert wird. In Wuppertal gibt es bereits vier solcher Unterkünfte. Eine davon befindet sich an der Citykirche, wo die Tauben oben wohnen und das Café darunter von ihrer Abwesenheit profitiert. „Die Tauben laufen nicht durch die Innenstädte, weil sie so gerne shoppen gehen“, sagt Kopp. „Sie suchen Futter, und wenn sie es im Taubenhaus finden, haben sie keinen Grund, woanders hinzugehen.“ Am Bahnhof Vohwinkel gibt es Pläne für ein weiteres Taubenhaus in unmittelbarer Nähe. Gespräche mit der Stadtverwaltung und anderen Akteuren laufen bereits.

Passanten begegnen den Ehrenamtlichen oft mit Neugier. „Viele denken, wir gehören zum Bahnpersonal wegen der Warnwesten“, berichtet Nina Kopp. Die Reaktionen reichen von aufrichtigem Interesse bis zu Vorwürfen, man nehme den Tauben die Babys weg. Doch die Ehrenamtlichen bleiben gelassen: „Wir versuchen aufzuklären. Es muss nicht jeder Tauben lieben, aber man sollte sie in Ruhe lassen und nicht nach ihnen treten oder sie misshandeln.“

Der Eiertausch ist nur eine von vielen Aktionen, die Taubenpopulation zu verringern und ihre Lebensqualität zu erhöhen. So gibt es noch eine Taubenstation für verletzte Tiere und ein Entschnürungsteam, das demnächst im Einsatz sein soll. Ein Entfallen der Taubenhäuser durch die Kürzungen der Jobcenter würde für Nina Kopp und ihr Team einen nicht stemmbaren Anstieg der nun heimatlosen Tauben nach sich ziehen. Um ihre Arbeit fortzuführen, sind sie weiterhin auf die Unterstützung der Mitbürger angewiesen, finanziell oder ehrenamtlich. Für jeden gibt es passende Aufgaben, von Außeneinsätzen beim Eiertausch über einer schnellen Fahrt zum Tierarzt bis hin zum Kleben der Auflagen von zu Hause aus. „Die Taubenpopulation geht uns irgendwo alle etwas an und es ist wichtig, jetzt hier zu helfen, um in Zukunft die Tauben zu verringern. Damit helfen wir uns Menschen und ersparen den Tieren ein großes Leid“, betont Amelie.