Die unsichtbaren Arbeiter
Kaum jemand nimmt Notiz von der vierten Reihe der DEG. Doch sie ist für den Erfolg wichtig.
Düsseldorf. Sie stehen im Schatten der Torjäger und Punktesammler, bekommen wenig Einsatzzeit und wenn, dann sind sie nur zum "Zerstören" gegnerischer Angriffe auf dem Spielfeld. Die Rede ist von der vierten Reihe der Düsseldorfer EG, die den wohl undankbarsten Job innerhalb eines Eishockeyteams inne hat und die dennoch immens wichtig für den Erfolg einer Mannschaft ist. Fabio Carciola, Peter Boon, André Schietzold und Martin Hinterstocker heißen die fleißigen Arbeitsbienen im Trikot der Rot-Gelben, die immer dann gefordert sind, wenn die Top-Spieler ihre Verschnaufpausen benötigen.
"Ich würde gerne etwas mehr spielen, und mit meiner Statistik bin ich natürlich überhaupt nicht zufrieden, aber wenn meine Arbeit hilft, dass wir gewinnen, dann ist das doch zunächst einmal das Wichtigste", sagt Peter Boon. Der 23-jährige Stürmer hat bislang weder einen Treffer noch eine Torvorlage in seiner Saison-Statistik stehen, doch das interessiert Trainer Harold Kreis nicht im Geringsten. "Ich beurteile Peter nicht nach seinen Punkten. Für mich ist entscheidend, ob jemand die ihm gestellten Aufgaben erfüllt, und da schätzen wir die Leistungen der vierten Reihe. Sie machen einen guten Job."
Ein Job, der zumeist frustrierend ist. Denn wenn die vierte Reihe auf dem Eis steht, dann liegt deren Aufgabe fast ausschließlich darin, kein Gegentor zu bekommen. André Schietzold erhielt zwar zuletzt ein Sonderlob vom Trainer, weil er eine Strafzeit herausholen konnte, doch solche Dinge nimmt der Fan kaum zur Kenntnis. Über eine Minus-Bilanz hingegen wird diskutiert. Aber was sollen die Spieler machen? Bei ihrer Aufgabe ist eine Minus-Bilanz nicht ungewöhnlich. Nur eine vermehrte Einsatzzeit kann Abhilfe schaffen, und darauf müssen die Spieler ständig vorbereitet sein. Immer in der Lage, sich körperlich und geistig von der einen auf die andere Minute auf eine neue Situation einzustellen.
Als sich in Wolfsburg Ryan Ramsay verletzte, rückte Daniel Kreutzer für ihn auf. Seinen frei gewordenen Platz in der dritten Reihe übernahm Fabio Carciola. Auch bei ihm stand bis dahin zwei mal die Null, doch am vergangenen Wochenende gelangen dem Angreifer ein Tor und eine Vorlage. "Wenn ich mehr Eiszeit habe, dann kann ich auch zeigen, was ich draufhabe. Und das Selbstbewusstsein steigt natürlich auch mit den privaten Erfolgserlebnissen", so der 23-Jährige.
Doch egal, wie oft Carciola trifft - wenn Ramsay wieder gesund ist, dann geht es zurück in die vierte Reihe. "Ich wechsele die Sturmreihen nur ungern", sagt Trainer Harold Kreis. Und so heißt das Schicksal von Boon, Schietzold, Carciola und Hinterstocker dann erneut, die Drecksarbeit im Schatten der anderen zu erledigen. Wichtige Arbeit. Aber die im Dunkeln werden eben kaum gesehen.