Sie sah sich als Thronfolgerin in der Partei und verstand das interne Ausscheidungsverfahren im Grunde nur als Formsache. Und selbst nachdem Obama diese Hürde genommen hatte, blieb die Frage: Würden die Amerikaner nur 40Jahre, nachdem die Afro-Amerikanerin Rosa Parks verhaftet worden war, weil sie sich geweigert hatte, in einem Bus in Alabama ihren Sitzplatz für einen weißen Fahrgast zu räumen, bereit sein, einem Farbigen das höchste Amt im Land anzuvertrauen?
Amerikas Wähler haben diese Frage eindeutig bejaht. Nun aber geht es zur Sache. Mit der schwersten Wirtschaftskrise seit der Depression der 30er Jahre und der festgefahrenen Lage im Irak steht Obama vor zwei Aufgaben historischen Ausmaßes. Dementsprechend verhalten war auch die Freude, als er sich in der Wahlnacht bei seinen jubelnden Anhängern bedankte. Der künftige amerikanische Präsident hat längst begriffen, dass die Zeit zum Feiern schon wieder vorbei ist und der Ernst des politischen Alltags in Washington bereits begonnen hat.
Am Tag nach seiner Wahl stellte er daher die ersten personellen Weichen. Mit der Ernennung des langjährigen Clinton-Beraters Rahm Emanuel zu seinem Stabschef sowie der Einsetzung eines Übergangsteams hat Barack Obama signalisiert, dass er nicht diktieren will, sondern bereit ist zu lernen. Auch ist anzunehmen, dass er den einen oder anderen Republikaner in sein Kabinett berufen wird - ein wichtiger Schritt, der die Bereitschaft zu Versöhnung und überparteilicher Zusammenarbeit demonstriert.
Der künftige US-Präsident Barack Obama hat während seines Lebens immer wieder bewiesen, dass er an seinen Aufgaben wachsen kann und vor keiner Herausforderung zurückschreckt. Zu keinem Zeitpunkt in der amerikanischen Geschichte waren diese Eigenschaften so gefragt wie heute.