Nicht auf halbem Weg stehenbleiben

Angela Merkels Vorzeigeministerin hat wieder aufgetrumpft: Geschickt verknüpfte Ursula von der Leyen ihre positive Bilanz zum Elterngeld mit der Forderung, die Zahl der Vätermonate zu erhöhen - allerdings erst in der neuen Legislaturperiode.

Die Ministerin, die in den vergangenen Jahren die Familienpolitik der Union auf den Kopf stellte und dabei auch so manchem Konservativen in der eigenen Partei vor den Kopf stieß, macht weiter Druck. Zugleich setzt sie vor dem Bundestagswahlkampf ein deutliches Zeichen und untermauert ihren Anspruch auf Meinungsführerschaft bei diesem Thema.

Den Koalitionspartner SPD dürfte das gar nicht freuen - fehlt ihm doch weiter jedes Rezept, den familienpolitischen Durchmarsch der CDU-Ministerin zu kontern.

Das Loblied auf das Elterngeld, das von der Leyen am Mittwoch sang, ist dabei berechtigt. Wer möchte, dass mehr Kinder geboren werden, muss ermöglichen, dass insbesondere Frauen Beruf und Familie unter einen Hut bringen können. Dazu gehört, dass sich die jungen Väter verstärkt an der Kinderbetreuung beteiligen.

Die zunächst als "Wickel-Volontariat" belächelten Vätermonate haben ganz offensichtlich dazu beigetragen. Immer mehr junge Männer nehmen sich eine Auszeit für ihr Kind. Und in den Firmen ist diese Job-Pause immer seltener ein Karrierekiller.

Nun aber die Zahlungsdauer des Elterngeldes zu verlängern, wäre der falsche Schritt. Vielmehr sollte Müttern und Vätern eine Perspektive über die Zeit des Elterngeldes hinaus gegeben werden. Besser wäre, die Zahl der Betreuungsplätze für Kleinkinder weiter zu erhöhen und mehr Ganztagsschulen zu schaffen. Zugleich sind die Unternehmen in der Pflicht, flexible Arbeitszeiten anzubieten.

Die Politiker sollten sich die Mahnung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu Herzen nehmen, weniger Geld für direkte Zahlungen an Familien auszugeben und dafür stärker in die Kinderbetreuung zu investieren. Die skandinavischen Länder können danach Erfolge im Kampf gegen die Kinderarmut vorweisen - gerade weil sie beiden Elternteilen ermöglichen, auch mit Kind zu arbeiten.