Bildungsgipfel hat ein neues Top-Thema

Wer die Studiengebühren abschaffen will, denkt zu kurz.

Besser hätte der Zeitpunkt nicht gewählt sein können, zu dem eine unbequeme Studie zum Einfluss von Studiengebühren in Deutschland öffentlich bekannt wurde. Für Mittwoch hat Kanzlerin Angela Merkel zu einem Bildungsgipfel geladen, um mit den Ministerpräsidenten über das - nach ihren Worten - "Schlüssel-Thema für unsere Gesellschaft" zu reden.

Der Anlass allein birgt schon Sprengstoff genug, denn Bund und Länder haben meist ganz unterschiedliche Ansichten darüber, wie gute Bildung auszusehen hat und zu finanzieren ist. Doch frühkindliche Förderung, beitragsfreie Kindergärten und Lehrermangel werden wohl nur am Rande behandelt.

Die Ergebnisse der Studie machen die Hochschulsituation zum Top-Thema der Veranstaltung. Denn wenn wir den Zahlen Glauben schenken dürfen, hält die Campusmaut insbesondere Frauen und junge Menschen aus bildungsfernen Elternhäusern von einer akademischen Laufbahn ab.

Leider folgen bildungspolitische Diskussionen stets ihren eigenen Gesetzen. Sie werden mit ideologischen Scheuklappen und föderalen Eitelkeiten geführt. Konkrete Ergebnisse sind also nicht zu erwarten. Dabei würde der Gipfel eine gute Gelegenheit bieten, Schritte für mehr soziale Durchlässigkeit beim Beginn eines Studiums zu verabreden.

Um eine generelle Abschaffung der Studiengebühren darf es aber nicht gehen, auch wenn sich die Gegner nun in ihren schlimmsten Befürchtungen bestätigt sehen. Denn wer die Studienbereitschaft der Abiturienten allein von 1000 Euro im Jahr abhängig macht, denkt viel zu kurz. Wer fragt etwa nach den Handwerkern, die bereit sind, bis zu 6000 Euro in einen Meisterkurs inklusive Prüfung zu investieren?

Vielerorts tragen überstürzt eingeführte Bachelor-Studiengänge, komplizierte Einschreibeverfahren sowie ein schlecht ausgeprägtes Stipendien-System dazu bei, dass viele junge Menschen eine duale Ausbildung bevorzugen.

Die Hochschulen dürfen mit diesen Problemen nicht allein gelassen werden, denn letztlich ist es die Politik, die die chronische Unterfinanzierung und deren Folgen zu verantworten hat. So lange Bund und Länder nicht bereit sind, mehr in die Bildung zu investieren, gibt es auch zu den Studiengebühren keine Alternative.