Blitz-Marathon: PR-Aktion mit dreifachem Effekt
Am Dienstag, 3. Juli, soll landesweit die zweite Auflage des 24-Stunden-Blitz-Marathons stattfinden.
Eines muss man NRW-Innenminister Ralf Jäger zugestehen: Er ist ein fähiger Politiker, der seine Anliegen ebenso geschickt wählt, wie er sie dann spektakulär umsetzt.
Dazu gehört unter anderem der jetzt in zweiter Auflage angekündigte 24-Stunden-Blitz-Marathon im Kampf gegen Raser und geschwindigkeitsbedingte Unfälle.
Selbstverständlich kann kein vernünftiger Mensch ernsthaft etwas gegen Maßnahmen zur Senkung der Unfallzahlen einwenden: Denn jeder einzelne Verkehrstote ist einer zu viel, und jeder verhinderte Verkehrsunfall ist aller Anstrengung wert.
Und da zu hohe Geschwindigkeit eine der Hauptunfallursachen ist, trägt ein 24-Stunden-Blitz-Marathon — zumal in mehrfacher Auflage — sicherlich dazu bei, dass sich dieses Thema in den Köpfen der Autofahrer festsetzt.
Dass Jäger bei der zweiten Auflage der Blitzaktion nun die gesamte Bevölkerung einlädt, sich mit Meldungen von Raser-Strecken zu beteiligen, wird dazu beitragen, das Thema Geschwindigkeitsunfälle noch tiefer zu verankern.
Dass sich bei seinem Appell an die Bürger, „Wutpunkte“ zu melden, Menschen mit einer gewissen Blockwart-Mentalität besonders werden angesprochen fühlen, dürfte Jäger dabei gern in Kauf nehmen — es ist ja für eine gute Sache.
Und dann sind da noch die landesweit 396 Kommunen, für die Jäger als Minister für Inneres und Kommunales ebenfalls zuständig ist. Die ziehen gleich mehrfach Nutzen aus der Blitz-Aktion: Die geschwindigkeitsbedingten Unfallzahlen auf ihrem Gebiet werden möglicherweise sinken — und ihre Einnahmen sicherlich steigen. Denn den Kommunen fließen bei Tempo-Verstößen reichlich Bußgelder in die klammen Kassen.
Nicht umsonst schießen allerorts automatische Radarmessanlagen wie Pilze aus dem Boden und stehen immer häufiger Messfahrzeuge versteckt am Straßenrand. Dieser Aufwand lohnt sich nicht für ein paar Raser, sondern nur dann, wenn man die Masse der Autofahrer abgreift — all’ jene, die sich innerorts durchaus verantwortungsbewusst an Tempolimits halten, aber auf freier Strecke vielleicht mal zehn oder 15 km/h zu schnell sind.
Man könnte es auch kommunale Straßen-Benutzungssteuer nennen, der Jäger mit seinem Blitz-Marathon Vorschub leistet.