80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz Linksrheinisches Gedenken an die Opfer des Holocaust

Düsseldorf · Anwohner, Schüler und Bezirkspolitiker haben am Montagabend der linksrheinischen Opfer der NS-Zeit gedacht. Auch ein Nachfahre war zugegen.

Schüler der Carl-Benz-Realschule und mehrere Anwohner nahmen an dem Gedenken teil.

Foto: Georg Salzburg(salz)/Georg Salzburg

Stille senkt sich über den kleinen Werner-Pfingst-Platz in Oberkassel. Eine Minute lang ist kein Wort von den mehr als 70 Anwesenden zu hören, die sich an diesem Montagabend neben der Sankt-Antonius-Kirche eingefunden haben. Es sind Anwohner, Mitglieder der Bezirksvertretung 4 und vor allem viele Schüler, die zu der Gedenkstunde gekommen sind. Sie halten Schilder mit den Fotos und Namen von Menschen hoch, die einst im Linksrheinischen gewohnt haben. Deren Leben jedoch ein furchtbares Ende durch die Nationalsozialisten gefunden hatte. Ein dunkles Kapitel, das mit der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 ein symbolisches Ende fand – und an das die linksrheinischen Bewohner nun genau 80 Jahre danach erinnert haben.

Dafür hatten Schülerinnen und Schüler der Oberkasseler Carl-Benz Realschule und des Comenius-Gymnasium sowie des Rather Albert-Einstein-Gymnasium einen besonderen Rundgang mit verschiedenen Stationen vorbereitet, um dem Gedenken Namen und Gesichter zu verleihen. So wie an der Adalbertstraße 32, wo einst Otto und Paula Mayer gelebt haben. Bis sie von den Schergen des NS-Regimes in das Ghetto Theresienstadt deportiert und dort ermordet worden waren.

Mit kleinen Vorträgen erzählen die Realschüler den Anwesenden vor dem Haus die Geschichte der Mayers. Hinzugekommen war auch ein Enkel des Paares, Thomas Mayer, der die Schüler bei der Aufarbeitung der Geschehnisse zuvor bereits unterstützt hatte. „Für meinen Großvater schien es damals lange unvorstellbar, dass ihm in Deutschland etwas passieren würde. Er hat sich als Deutscher durch und durch gefühlt“, sagt Mayer, dessen Vater 1937 noch die Flucht in die Schweiz gelang, währen die Großeltern geblieben waren. Dass Hass, Hetze und Nationalismus heutzutage überall in Europa wieder aufleben, macht ihn fassungslos. „Was sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat, hätte ich nicht für mich möglich gehalten“, sagt Mayer. „Nie wieder ist jetzt.“

Eine Aussage, die auch die Schüler des jüdischen Albert-Einstein-Gymnasiums äußern. Sie haben sich eingehend mit dem Haus an der Teutonenstraße 9 beschäftigt, der zweiten Station des Gedenkganges. Das war einst ein sogenanntes Judenhaus, in denen jüdische Düsseldorfer zwangsweise auf Anordnung der NS-Behörden einziehen mussten und sich teils drei Familien eine Wohnung teilen musste. Diese Geschichte wie auch die Biografien einzelner Bewohner wurden von den Schülern aufwendig recherchiert und zu einer virtuellen Gedenkseite zusammengetragen. Dabei traten sie auch mit dem Wunsch an die Bezirksvertretung heran, eine Gedenkstele errichten zu lassen. Diesem Wunsch konnte Bezirksvertreter Markus Loh (Grüne) nun fest zusagen – allein der Zeitpunkt, wann die Stele aufgestellt wird, ist noch offen.

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„Für uns ist das Gedenken an die Befreiung von Auschwitz etwas sehr Besonderes, denn es ist auch eine Befreiung für uns“, sagt AEG-Schülerin Isabel (16). Ihr Mitschüler Roman (15) ergänzt: „Demokratische Werte zu verteidigen ist heute wichtiger als je zuvor, denn so etwas kann sich jederzeit wiederholen.“

(ctri lip)