Wie kinderfreundlich ist die Stadt Mettmann? Durch das Jahr mit vielen Kinder-Aktionen

Mettmann · Rampen, die sich den Hang hoch wendeln und Straßenkunst, die als Spielzeug taugt – das sind nur zwei Beispiele von vielen. Dazu gibt es ein prall gefülltes Jahresprogramm. Warum eine Entdeckertour lohnt.

Auch die sechsjährige Paula testete beim Kinderfest am Königshof ihre Fähigkeiten als Jongleurin. Clown Pepe half dabei.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Kurz hat Tim noch einmal zu seiner Mutter geschaut. Aber die kann ihm nicht helfen. Der Junge steht vor dem Mehrgenerationenhaus und hat von Clown Pepe eine Perücke über die Haare gezogen bekommen. In den Händen hält er Holzstäbe, die mit einer Schnur verbunden sind. Nun soll er das Diabolo fliegen lassen. Von seiner Schnur zu der von Pepe und wieder zurück. Gar nicht so leicht. Beim ersten Mal geht es noch schief, doch dann gelingt es immer besser. „Bitte einen großen Applaus für unseren Artisten“, ruft der Clown am Ende und Tim schaut mächtig stolz aus.

Szenen wie diese gibt es beim großen Kinderfest jede Menge. Die Straße und der Platz Am Königshof sind für das Kinderfest gesperrt. An rund 30 Ständen erleben Kinder und Jugendliche jede Menge Abenteuer und Aktionen: Eine Hüpfburg wird intensiv auf ihre Tragfähigkeit getestet, Clown Pepe verwandelt die Straße kurzerhand zu seiner Manege, es werden Holztiere bemalt, Masken gebastelt, Rätsel gelöst. Dazwischen gibt es Getränke, eine Wurst vom Grill und jede Menge Kuchen. Dass das Mettmanner Kinderfest fünf Stunden dauert – von 11 bis 16 Uhr – hat einen guten Grund. Wer jedes Angebot wahrnimmt, braucht die Zeit.

Vom Königshof aus müssen junge Eltern den Kinderwagen nicht hochtragen zum Lavalplatz. Sie können eine Rampe nutzen, die sich in Serpentinen in Richtung Oberstadt hochwendelt. Wenn es um die Kinderfreundlichkeit der Stadt geht, hat Mettmann mit rund 40 000 Einwohnern und 4000 Kindern eine Menge zu bieten.

Schritt für Schritt wächst im Zentrum die „bespielbare Innenstadt“. An zwölf Standorten in der Stadtmitte werden bespielbare Kunstobjekte aufgestellt. Klettern, balancieren, durch ein Fernrohr gucken oder auf einer stabilen Hollywoodschaukel Platz nehmen – all das ist auf diesem Pfad der guten Laune möglich. Dafür hat die Stadt einen namhaften Zuschuss aus Landesmitteln eingeworben. Das Land NRW gab 153 000 Euro, der Eigenanteil der Stadt lag bei 17 000 Euro.

Ausgangspunkt war eigentlich ein Mangel. Ausgerechnet im Stadtzentrum fehlt der Raum für einen großen Spielplatz. Aus dieser Not wurde eine Tugend; Politik und Verwaltung identifizierten zwölf Standorte für Spiel und Kunst. Das Ganze war weder ein Spaß, noch eine leichte Aufgabe.

Denn die einzigartigen Spielgeräte dürfen weder Feuerwehr noch Rettungswagen im Weg stehen, den Lieferverkehr behindern oder bei Stadtfesten zu Stolperfallen werden. Außerdem sollen alle Geräte so nahe zueinanderstehen, dass sie zu Fuß bequem abzuwandern sind.

Neben solchen Leuchtturmprojekten tut die Stadt Mettmann eine Menge, um jungen Familien mit Kindern das Leben in der Stadt so angenehm wie möglich zu machen. An der Spessartstraße entstand auf einem 5700 Quadratmeter großen Grundstück für 5,6 Millionen Euro eine nagelneue Kita, die ihre Feuerprobe in Sichtweite der Astrid-Lindgren-Grundschule bestanden hat. 115 Kinder finden dort Platz. Eine weitere geplante Kita musste allerdings zurückgezogen werden. Hier meldete die Bezirksregierung Bedenken an, weil sie bei einem Hochwasser mitten in den Fluten hätte stehen können. Nun wird nach einem neuen Gelände für die noch zu errichtende Kita gesucht.

Verteilt über das gesamte Jahr werden die Mädchen und Jungen von Mettmann mit einem enormen Programmangebot bedacht. Bei den Stadtwaldkids, die von Mitgliedern des Heimatvereins Aule Mettmanner begleitet werden, geht es um das Erleben der Natur. Hinterm Konrad-Heresbach-Gymnasium toben in den großen Ferien mehr als 500 Kinder auf dem Bauspielplatz und entwickeln ganz nebenbei ihre handwerklichen Fähigkeiten. Musikschule und Stadtbibliothek runden das Angebot ab. Letztere verfügt über 3D-Drucker und Robotermodelle, über die spielend leicht neue, digitale Technologien ausprobiert und erlernt werden können.

Bei soviel Engagement und Angebot sollen aber auch die Schattenseiten nicht verschwiegen werden. Beim Kinderfest machte dies der Kinderschutzbund Mettmann deutlich. „976 von Armut betroffene Kinder in Mettmann“ stand auf einem der Plakate.

Der Kinderschutzbund arbeitet seit Jahren mit Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern zusammen, die Kinder betreuen, mit ihnen lesen und Hausaufgaben machen. Den Teufelskreis der Armut durchbrechen, nennen sie das beim Kinderschutzbund. Denn ohne Schulabschluss und Berufsausbildung sind Menschen auf staatliche Hilfe angewiesen, um über die Runden zu kommen.