Langenfeld: Was früher die Oma machte, erledigen jetzt Ehrenamtliche

Nach dem gelungenen Start sucht der SkF weitere Mütter und Väter, die gestresste junge Eltern entlasten helfen.

Langenfeld. "Sollen wir noch einmal in den Freizeitpark spielen gehen, während Mama mit Anna in die Stadt einkaufen fährt?", fragt Renate Schmidt den vierjährigen Mark (Namen geändert), dem sie gerade im Kinderzimmer etwas aus seinem Lieblingsbilderbuch vorgelesen hat. "Au ja!", schallt es ihr entgegen. "Und danach können wir alle zusammen ja noch ein Eis essen", fügt der Junge hinzu.

Renate Schmidt ist eine der ersten Familienpatinnen in Langenfeld. Diese sollen junge Familien ohne ausreichenden sozialen Rückhalt oder gestresste Alleinerziehende als verlässliche Partner in ihrem Alltag unterstützen. Ein Job, den früher die Großeltern gerne übernahmen.

Im Juni hatten zehn Frauen im Alter zwischen 40 und 70 Jahren ihre Qualifizierung für die Aufgabe beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) an der Immigrather Straße abgeschlossen. "Sie wurden beispielsweise in Kinderpflege, Ernährungs- und Entwicklungsfragen geschult und lernten die Grenzen der Tätigkeit kennen. Die Paten schicken wir nur in stabile Familien, ohne Bedarf an professioneller Hilfestellung", sagt Jasmin Seuser (26). Die Diplom-Pädagogin betreut die Ehrenamtler beim SkF.

Reante Schmidt lernte so die Familie Lange kennen. "Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden", sagt sie. Der Vater sei beruflich stark eingespannt, so dass Ehefrau Eva Lange tagsüber mit der Tochter Anna (9), Sohn Mark, der kleinen Jessica (vier Monate) und dem Haushalt auf sich allein gestellt sei. "Da bleibt auf Dauer zwangsläufig etwas auf der Strecke", meint Renate Schmidt.

Wenn sie jeweils am Donnerstagnachmittag die Familie besuche, schenke sie den beiden älteren Kindern für etwa drei Stunden die Aufmerksamkeit, für die sonst im Alltag die Zeit fehlen würde. Frau Lange könne sich derweil in aller Ruhe um Jessica kümmern und später, wenn die Kleine schläft, habe sie noch eine Auszeit für sich selbst. Schmidt: "So kann ich allen helfen. Und das ist ein ganz tolles Gefühl."

Das Familienpaten-Projekt wurde vom SkF in enger Kooperation mit dem Fachbereich Jugend der Stadt entwickelt. Es ist neben der Familienhebamme Sabine Burchhardt, die seit ein paar Wochen auf Wunsch Mütter und Väter mit Neugeborenen besucht, und der Elternschule die dritte Säule eines Netzwerks, das dem Kindeswohl verpflichtet ist. Finanzielle Hilfe erhielt der SkF beim Aufbau durch den Ehe- und Familienfonds des Erzbistums.

"Durch die frühzeitige Begleitung helfen die Familienpaten, dass es durch Überforderung erst gar nicht zu Krisen kommt", sagt Seuser. Die Besuche würden nur so lange stattfinden, wie beide Seiten daran ein Interesse hätten. "Jeder Pate kümmert sich nur um eine Familie, damit sich eine persönliche Beziehung entwickeln kann", so die Koordinatorin.

Nach dem ersten Monat sei die Resonanz von beiden Seiten sehr positiv. "Der Bedarf für Familienpaten ist viel größer", hat Seuser erfahren. Vor allem an männlichen Famlienhelfern fehle es. "Wir hoffen, das nach dem Qualifizierungskurs im Herbst lösen zu können", sagt Seuser.