Kempen im Wandel der Zeit Ausstellung zeigt Kempen im Wandel der Zeit
Kempen · Wie sah der Bahnhof früher aus? Hat sich die Sparkasse sehr verändert? Und wie hat die Feuerwehr vor 100 Jahren eigentlich Brände gelöscht? Das zeigt die neue Ausstellung „Kempen im Wandel der Zeit“ im Rathaus.
Heute, da ist sich Ausstellungsbesucherin Hannelore Vietoris sicher, würde man so ein wunderschönes Schwimmbad nicht einfach so abreißen. Auf dem großformatigen Foto, das die „Beldscheskieker“ im Rahmen der neuen Ausstellung „Kempen im Wandel der Zeit“ im Rathaus am Buttermarkt aufgestellt haben, kann man die wilhelminische Pracht des ehemaligen Gebäudes gut erkennen. Direkt darunter hängt ein Bild des neuen Hallenbads Aqua-Sol an der Berliner Allee. Ein eher schlichter Bau, aber er erfüllt seinen Zweck.
Die mittlerweile zwölfte Ausstellung der „Beldscheskieker“ zeigt Bilder von früher und von heute, thematisch ist sie zweigeteilt. Im ersten Teil dreht sich alles um öffentliche Gebäude. Der zweite Teil befasst sich mit der Feuerwehr und damit, wie sie sich im Lauf der vergangenen 100 Jahre entwickelt hat. Gerade bei der Feuerwehr wird vor allem der technische Fortschritt sichtbar. „Auf den Bildern erkennen wir die Bedingungen, unter denen die Feuerwehr arbeiten musste, vor allem im und nach dem Zweiten Weltkrieg“, so Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) bei der Eröffnung am MIttwoch. Auf einem der Bilder rücke die Mannschaft im Winter aus einer unbeheizten Baracke aus.
1926 entstand das
erste Foto mit Löschfahrzeug
„1926 hat man sich ganz stolz das erste Mal mit einem motorisierten Löschfahrzeug fotografieren lassen“, sagt Jochen Petry von den „Beldscheskiekern“. „Und man war froh, dass man nicht mehr die Pferde vor den Karren spannen musste, wenn es brannte.“ Ein Ereignis sei ihm als Kind besonders im Gedächtnis geblieben: Damals brannte in der Nachbarschaft die Mühle. Doch als die Feuerwehr anrückte, war die Leiter zu kurz. Die Wehrleute mussten sich in große Gefahr begeben und die Mühle in Atemschutzmasken über das Innere betreten. Heute seien die Leitern zum Glück lang genug für jedes Gebäude. Auf einem der Bilder sieht man eine ellenlange Leiter, die am Kuhtor heraufragt.
Seit April haben sich die Mitglieder der „Beldscheskieker“, einer Projektgruppe der Freiwilligenagentur Kempen, jeden Donnerstag getroffen, um für die Ausstellung gemeinsam Archive zu durchforsten. Drei oder vier Mal waren sie auch in dem der Freiwilligen Feuerwehr. „Mit der Menge an Bildern, die wir da gefunden haben, hätte man drei oder vier Ausstellungen befüllen können“, erzählt Michael Vietoris von den „Beldscheskiekern“ begeistert. „Wir haben viele davon eingescannt und dann gemeinsam eine Auswahl getroffen.“
Der Feuerwehr-Teil der Ausstellung ist in verschiedene Bereiche gegliedert: Gebäude, Fahrzeuge, Mannschaft. Nach diesen Kriterien haben die „Beldscheskieker“ ihre Fotos ausgesucht, aber auch sämtliche Namen der Abgebildeten ausfindig gemacht. Das sei ganz schön aufwendig gewesen, erzählt Petry: „Aber schauen Sie mal genau hin, vielleicht ist ja Ihr Großvater dabei!“
Man habe schon den Anspruch, sich mit jeder Ausstellung zu verbessern, sagt Vietoris. Der Vorsatz scheint aufzugehen: Bei der Eröffnung der Ausstellung im Foyer des Rathauses ist es so voll, dass man achtgeben muss, um keine der Stellwände umzuwerfen. Auch der Kalender mit den Motiven der öffentlichen Gebäude damals und heute kommt so gut an, dass er bereits vergriffen ist, alle 175 Exemplare sind weg.
Kein Wunder, denn viele der Besucherinnen und Besucher verbinden mit den Gebäuden Erinnerungen aus der Kindheit. Eine Besucherin etwa hat im Kempener Hohenzollernbad als Jugendliche viel Zeit verbracht, war dort im Schwimmverein. „Schade, dass man heute nicht mehr so baut“, findet sie. Andere Gebäude, wie die Sparkasse am Viehmarkt, sehen heute noch größtenteils so aus wie vor 100 Jahren. Das lässt sich auf der Gegenüberstellung gut erkennen. Nur die Bäumchen, die links und rechts vom Haupteingang stehen, sind mittlerweile riesengroß.
Wer sich selbst vergewissern möchte, hat noch bis zum 30. Januar die Möglichkeit, sich die Ausstellung der „Beldscheskieker“ während der Öffnungszeiten des Rathauses in Ruhe anzuschauen.