Treffen der Landwirte in Kempen Landwirte diskutieren beim Bauernkaffee
Kempen · Nicht nur Witterung und Seuchen, sondern auch Auflagen legen den Landwirten in der Region Steine in den Weg. Diese Themen wurden beim traditionellen Bauernkaffee der Ortsbauernschaft Kempen diskutiert. Lob gab es allerdings auch.
Das landwirtschaftliche Resümee, das Johannes Dörkes beim traditionellen Bauernkaffee am Dreikönigstag im Kempener Kolpinghaus zog, war durchwachsen. Das vergangene Jahr war eines mit viel Regen, der bereits die Frühjahrsbestellung erschwerte, mit Getreideanbau, der sich aufgrund der Preise als Verlustgeschäft präsentierte. Mit verringerten Milchmengen. Dafür war es ein positives Jahr für die Schweinehaltung. Bei der Kartoffelernte gab es Ertragseinbußen aufgrund der Kraut- und Knollenfäule, aber die Rübenernte fiel normal aus und die Futterernte bei Mais und Gras sogar ziemlich gut.
Der Vorsitzende der Ortsbauernschaft Kempen referierte vor knapp 150 Landwirten, die zur rheinischen Kaffeetafel, zu der die Ortsbauernschaft Kempen eingeladen hatte, angereist waren. Dabei ging es auch um wirtschaftliche Themen. Dörkes verdeutlichte anhand der Butterpreise, was es für Konsequenzen hat, wenn die Milchproduktion zurückgeht.
Blauzungenkrankheit prägte
die Haltung von Milchkühen
Die Milchviehhaltung sei im vergangenen Jahr durch die Blauzungenkrankheit geprägt gewesen. Das durch Mücken übertragene Virus hatte aufgrund der feuchten Bedingungen ideale Verbreitungschancen. Die Milchmenge ging dadurch in den einzelnen Betrieben unterschiedlich stark zurück. Eine weitere Folge: Der Fettgehalt der vorhandenen Milch reduzierte sich. Auch das spiegle der aktuelle Butterpreis wider: Milch sei knapp und der Preis steige.
„Am Beispiel Milch sieht man, wie schnell nur ein paar Prozent weniger Menge zu Preissprüngen führen können“, sagte Dörkes. Ein Arbeitsplatz in der Tierhaltung gehöre zudem zu den teuersten in der gesamten Wirtschaft. Diskussionen um das Tierwohl mit immer neuen Auflagen verteuern diesen Arbeitsplatz weiter. Das sei ein Grund dafür, dass sich immer mehr Betriebsleiter gegen eine weitere Tierhaltung entscheiden.
„Die Sorgen des Chefs der Metro, der Bedenken zur Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs äußerte, sind daher sehr realistisch“, merkte Dörkes an. Selbst in der Schweinehaltung, in der laut dem Vorsitzenden „wieder Geld verdient wurde“, tun sich Betriebe damit schwer, in die weitere Tierhaltung zu investieren. Denn niemand wisse, wohin die Reise mit noch immer höheren Tierwohlstandards gehe – und ob der Verbraucher dies mittrage. Zumal die Afrikanische Schweinepest wie ein Damoklesschwert über der Schweinehaltung schwebe.
Dörkes verwies in seiner Rede nochmals auf die guten Böden der Kempener Platte. „In diesem Zusammenhang tut es schon weh, wenn große Parzellen für die Energieproduktion verwendet werden. Obwohl man weiß, dass es ausreichende Photovoltaikanlagen gibt und der bei normaler Sonneneinstrahlung erzeugte Strom gar nicht mehr komplett gebraucht wird. Es muss vielmehr Geld bezahlt werden, damit der Strom abgenommen wird. Das Problem der Dunkelflaute bekommt man indes mit mehr PV nicht in den Griff“, sagte Dörkes. Weitere PV-Anlagen machten deswegen nur noch für den Eigenverbrauch und die Speicherung Sinn. Und nicht als Freiflächenanlagen auf hochproduktiven landwirtschaftlichen Flächen, fügte er an.
Dörkes betonte nochmals die Bedeutung der vielen noch familiengeführten landwirtschaftlichen Betriebe. Sie brächten Abwechslung und Vielfalt in die Pflanzen- und Tierwelt, schafften Naherholungswerte und sicherten volle Regale mit regionalen Lebensmitteln.
Einen Ausblick, gekoppelt mit einem Wunsch, gab es auch. Der Vorsitzende sprach die Steuerbescheide für die Grundsteuer an, die in Kürze von der Stadt Kempen verschickt werden. Es geht dabei um neu berechnete Werte nach der Grundsteuerreform. „Uns allen wurde versprochen, dass die Reform aufkommensneutral erfolgen sollte. Trotzdem ist zu befürchten, dass die Summen höher ausfallen, weil die Wohnhäuser, die bisher mit der Grundsteuer A abgegolten waren, jetzt in die Kategorie B eingestuft werden. Wir hoffen, dass die Kommune den Bogen hier nicht überspannt“, sagte Dörkes. Lob sprach der Vorsitzende in Sachen Wirtschaftswege aus. Hier sei in den vergangenen Jahren einiges getan worden, um die Wege in Schuss zu halten, lobte der Landwirt.