Kempen: Spiel - Black Stories - Die Lust am Morbiden

Um die „Black Stories“ aus dem Kempener moses-Verlag ist ein Kult entstanden. Über 250000 Mal wurde das Rätsel bereits verkauft.

<strong>Kempen. Informationen gibt es nur wenige: "Véronique lag tot inmitten eines Roggenfeldes. Hinter ihr lag ein Paket. Weit und breit keine Spuren." Jetzt sind die Rätselfreunde gefragt: Wie kommt die arme Véronique in ein Roggenfeld? Was ist passiert? Hinweise bekommen die Rater nur durch Fragen. Fragen an den so genannten Gebieter, der weiß, wie Tino aus dem Leben schied. Und Stück für Stück kommt man der Antwort näher.

"Sicherlich wird es irgendwann ein Best-of geben." Holger Bösch, Rätsel-Autor

Seit ihrer Erstauflage im September 2004 haben sich die "Black Stories" zu einem Verkaufsrenner entwickelt. Über 250000 Mal ging das Spiel über die virtuellen und realen Ladentheken der Republik. Allein im vergangenen Jahr wurden über 100000 Exemplare an den Rätselfreund gebracht. Drei verschiedene Ausgaben der Schwarzen Geschichten gibt es bereits, dazu eine englische und eine Mystery-Edition. "Mittlerweile gibt es eine richtige Fangemeinde", sagt Verlagssprecherin Friederike Heile. Die Geschichten entstammen allesamt der Feder Holger Böschs. Der Freiburger hat von Kindesbeinen an eine Affinität zum Gruseligen, Dunklen, Morbiden. "Vielleicht liegt das daran, dass der Tod in unserer Gesellschaft ein Randthema ist. Es macht Spaß, so etwas ins Lächerliche und Absurde zu ziehen, vor allem, weil man von den Todesfällen überhaupt nicht persönlich berührt wird, weil sie einfach völlig abstrus sind", sagt er. Er hat diese Stories gesammelt und aufgeschrieben. "Es sind beileibe nicht alle von mir", sagt Bösch. Einige hörte er, als er als Apfelpflücker auf einer israelischen Plantage arbeitete, andere auf Jugendfahrten, wieder andere von Freunden und Bekannten. Aber auch eigene Kreationen sind dabei. "Eigentlich sollte aus dem ganzen Wust ein Buch werden", sagt der promovierte Psychologe. Ein Verlag war schon gefunden, doch kurz vor der Drucklegung ging dieser pleite. Über eine Salsa-Partnerin kam dann der Kontakt zum Kempener moses-Verlag zu Stande. Dort wurde die Idee geboren, die Geschichten als Spiel auf den Markt zu bringen. Ein Glücksfall für alle Beteiligten. "Damit konnte keiner rechnen", sagt Holger Bösch, der die Arbeit als Autor nur als Hobby betrachtet. Hauptberuflich arbeitet er in der Forschung an der Schnittstelle von Psychologie und Onkologie.

Ginge es nach ihm, könnte die Serie noch etwas weitergehen. "Ideen habe ich schon noch." Zunächst wird im April ein Brettspiel der Black Stories auf den Markt kommen. "Und sicherlich wird es irgendwann ein Best-of geben", sagt Bösch, der sich selbst als "Mann fürs Skurrile" bezeichnet.

Spiel Jede Ausgabe der Black Stories enthält 50 Fragen und Antworten. Zuletzt erschienen ist die Mystery-Edition mit Fragen zu Gnomen, Elfen, Zauberern etc. Die bisher erschienenen Spiele kosten 8,95 Euro pro Stück. Illustriert werden sie von Bernhard Skopnik. Das Brettspiel, das im April erscheint, hat als Vorlage das Thema Film.

Zielgruppe Laut Holger Bösch kann jeder ab etwa 12 Jahren die unterschiedlichen Todesfälle aufklären. "Eine gewisse Reife sollte man schon haben. Man muss ja den Humor erkennen", sagt er.

Favorit Holger Böschs Lieblingsfall ist bislang noch nicht erschienen - und er wird es wohl auch nicht. "Der hat den 11. September zum Thema. Das wurde bisher immer zensiert", erklärt Bösch. "Und das wohl auch zu Recht."