Frau des Jahres: Jakobsweg des Lebens

Waltraud Peeters macht Menschen mit Multiple Sklerose Mut.

Kempen. Waltraud Peeters (48) ist eine starke Frau. Vom Aussehen her wirkt sie zerbrechlich und hilfsbedürftig. Doch wenn sie spricht, über ihre Arbeit erzählt, wenn sie selbstbewusst sagt, dass sie ihre Ehrungen in letzter Zeit gern entgegengenommen hat - nicht für sich, sondern für die Menschen, die sie betreut - , dann spürt man ihre Kraft.

Die unheilbare Krankheit, Multiple Sklerose (MS), befiel sie schon in jungen Jahren. Sie hat gelernt, damit umzugehen, hat sich nicht unterkriegen lassen. Zwei Töchter bekam sie gegen den Rat ihrer Ärzte. Durch ihr Elternhaus sozial geprägt, ließ sich die gelernte Wirtschafterin zur "Betroffenenberaterin" ausbilden. "Viele Menschen, die die Diagnose erhalten, setzen sich damit nicht auseinander und ziehen sich zurück", erzählt sie.

Um diese Menschen zurück ins Leben zu holen und um zu informieren, hat sie vor sieben Jahren in Kempen eine Selbsthilfegruppe MS gegründet. Hier steht der persönliche Kontakt an erster Stelle. Gemäß dem Leitsatz: "Gemeinsam kommt man vorwärts", gehören heute der Gruppe bis zu 20 Mitglieder im Alter von 25 bis 60Jahren an. Sie kommen zwar nicht alle regelmäßig zu den Gruppenstunden, pflegen aber einen engen Kontakt zu Waltraud Peeters und stehen der Idee positiv gegenüber.

Zu den Abenden werden auch Referenten eingeladen, die über neueste Forschungen berichten, die finanzielle Themen ansprechen oder zu Fragen der Rente beraten. Aber auch mit Problemen etwa in Familie und Nachbarschaft kann man sich vertrauensvoll an die Gruppe wenden. "Denn alle Gespräche werden vertraulich behandelt", sagt Waltraud Peeters.

Inzwischen hat die 48-Jährige auch gelernt, mit der Fülle der Probleme, die an sie herangetragen werden, zurechtzukommen. Unterstützt wurde sie dabei durch den MS-Dachverband in Düsseldorf, Yoga und Feldenkrais-Gymnastik, einen Kreis guter Freundinnen oder Theaterbesuche. Abschalten kann sie auch beim Tönisberger Literaturkreis.

"Lebensqualität ist für uns Erkrankte wichtig," sagt sie dazu. Und viel von der Kraft, mit der sie ihre Gruppe führt, bezieht sie aus ihrer Wanderung über den spanischen Jakobsweg - teilweise im Bus oder im Rollstuhl.