Reaktionen: „Leute wollen kein Nokia-Handy mehr“

In den Handyläden wird die Schließung des Bochumer Werkes eifrig diskutiert.

Niederrhein. Seit der Handy-Hersteller Nokia bekannt gegeben hat, sein Werk in Bochum zu schließen, schwappt eine Protestwelle über Deutschland. Und die geht auch am Niederrhein nicht vorüber. Welche Schäden hinterlässt sie in Kempen, Grefrath und Nettetal für den Konzern? Die WZ hat sich in Handyläden umgehört.

"Die Kunden wollen kein Nokia-Handy mehr. Ich habe in dieser Woche noch nicht eins verkauft", sagt Melanie Stolz, Leiterin des E-Plus-Shops an der Hochstraße in Lobberich. "Vor zwei Tagen kam ein alter Herr mit einem uralten Handy von Nokia. Er wollte unbedingt ein neues Gerät von einem anderen Hersteller haben", erzählt sie. "Es ist unmöglich, dass der Umzug lange geplant war und die Mitarbeiter darüber gar nicht informiert waren. Das ist reine Profitgier."

Weniger extreme Erfahrungen hat Ilhan Yildirim, Verkäufer bei KTS Haeßl in Kempen, gemacht. "Es gibt zwar vereinzelt Kunden, die kein Nokia-Handy mehr haben möchten, aber noch genügend sind auf diese Marke eingestellt." Der Umsatz des Konzerns werde wohl nicht darunter leiden. Die Werksschließung sei dennoch ein viel diskutiertes Thema im Laden. "Manche sind sehr verärgert. Ich wurde schon gebeten, einen Beschwerde-Brief an Nokia aufzusetzen." Solche Reaktionen kämen meist von Erwachsenen. "Jugendlichen ist es egal, welche Marke auf dem Gerät steht."

"Nokia ist nach wie vor eine begehrte Marke", berichtet Heiner Stanczus, Verkäufer bei Handy Grefrath. Noch habe sich die Konzern-Entscheidung nicht niedergeschlagen. "Aber man spürt, dass etwas rumort, dass die Kunden erbost sind." Er glaubt, dass die Sache größere Kreise zieht. "Das war damals auch so, als Siemens seine Handysparte ausgelagert hat. Niemand wollte ein Gerät kaufen, wo BenQ draufsteht."

Im Vodafone-Laden an der Kempener Engerstraße hat die Werksschließung noch keine Auswirkungen. "Die Kunden reden zwar darüber, lassen sich aber nicht davon beeinflussen", sagt Verkäufer Dirk Tondera.

Entscheidung: Anfang vergangener Wochekündigte der finnische Handy-Hersteller Nokia an, sein Bochumer Werkbis Mitte des Jahres zu schließen. Betroffen sind 2300 Beschäftigte.

Fördermittel: Das Land NRW, der Bund und die Stadt Bochumhaben das Werk mit Millionen subventioniert. Daran geknüpft war eineFrist zum Erhalt der Arbeitsplätze, die 2006 endete.

Reaktionen: NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers wirft Nokia Abzocke vor, Bürger organisieren sich zum Boykott der Marke.