St. Hubert: Geschichten aus dem vergessenen Krankenhaus
Buch: Jupp Pasch schreibt in seinem neuesten Werk über das alte Antonius-Hospital.
St.Hubert. Wenn man einen St.Huberter nach dem Weg zum Krankenhaus fragt, dann wird er ganz schnell die Strecke zum Kempener Hospital an der von-Broichhausen-Allee erklären. Vor knapp 50 Jahren hätte der St.Huberter noch eine Alternative gehabt. Denn damals hatte das Dorf am Kendel ein eigenes Krankenhaus an der Aldekerker Straße/Ecke Auf dem Zanger - genau dort, wo heute das Haus Drabben ist.
"Weil das viele St.Huberter gar nicht mehr wissen, habe ich mich der Geschichte des Antonius-Hospitals angenommen", erklärt Autor Jupp Pasch die Beweggründe für sein neuestes Werk. Mit dem Buch "Das vergessene Spital" liefert der St.Huberter eine spannende historische Erzählung über das alte Krankenhaus.
Dabei fand der 77-Jährige die Geschichte des Hauses zunächst gar nicht spannend. "Ich bin bereits seit den 60er Jahren im Besitz der Archivunterlagen. Eine Ordensschwester des Kinderheims St.Josef hatte mir damals einen Karton mit alten Papieren überlassen." Nach Durchsicht der Unterlagen befand Pasch: "Das will keiner lesen. Davon lasse ich die Finger."
Nach einem zufälligen Gespräch über das Antonius-Hospital mit einem etwa 30-jährigen St.Huberter musste Pasch vor ein paar Jahren seine Meinung aber ändern. "Der wusste nichts über das Krankenhaus." Damit sich das ändert, kann man die Geschichte des "vergessenenen Spitals" ab Samstag kaufen.
Pasch hat in seinem Buch alle Daten zum alten Gebäude zusammengestellt. So erfährt der Leser, dass der damalige Pfarrer Anton Hochkirchen im Jahr 1850 den ersten Anstoß zum Bau des Krankenhauses gegeben hat. Erst viele Jahre später konnte Hochkirchens Plan realisiert werden. "Der Landwirt Jacob Drabben schenkte der Kirchengemeinde 1877 das Stück Land an der heutigen Aldekerker Straße", erzählt Jupp Pasch. 1892 war der Bau des Krankenhauses fertig. "Und am 3.März 1893 haben die Schwestern des Münsteraner Clemens-Ordens die ersten Patienten in St.Hubert aufgenommen." Etwa 15 Kranke wurden damals versorgt.
Neben den Jahreszahlen sind aber vor allem die medizinischen Statistiken, die Pasch im Archiv entdeckt hat, interessant. So wird zum Beispiel überliefert, dass der Tagespflegesatz für einen Patienten im Jahre 1893 bei sage und schreibe 90 Pfennig lag. Und, dass die Menschen damals durchschnittlich zwischen 116 und 181 Tagen im Krankenhaus blieben.
Das Buch liefert eine komplette Reise durch die Geschichte des Antonius-Hospitals - bis zum bitteren Ende. "1964 war dann Schluss. Die Bezirksregierung entschied damals, dass zwölf von 21Krankenhäusern in der Region geschlossen werden", sagt der Autor. 1976 wurde das Gebäude abgerissen.
Und was bleibt vom Hospital? Die Antoniusstraße - gleich gegenüber vom heutigen Behindertenwohnheim Haus Drabben - wurde nach dem Krankenhaus benannt. "Auch das wissen nicht viele."