Theater-Festival: Die Kapelle wird zur Bühne
Sieben Aufführungen gab es in Nettetal und Venlo zu sehen. Die Ränge blieben dabei oft leer. Die Veranstalter arbeiten dennoch an einer Fortsetzung.
Nettetal/Venlo. Bunt und vielfältig hat sich das Theater-Festival Stoffwechsel präsentiert. Zwischen Donnerstag und Sonntag gab es sieben Theaterstücke in Nettetal und Venlo zu sehen. Nur leider blieben die zahlenden Besucher fern. Wer sich auf die Stücke einließ, konnte auf sehr unterschiedliche Art und Weise mitgerissen werden.
Mucksmäuschenstill war es zum Beispiel in der Kapelle des Krankenhauses in Lobberich. Allein mit einer Laterne in der Hand kam Han Rutten auf die Bühne vor dem Altar. Nur mit Worten, gespickt mit Dialekten, und eher zurückhaltender Gestik und Mimik spielte der Niederländer das Stück "Die Spitzin". Fesselnd waren seine eindringlichen Worte, mit denen er allein die Geschichte lebendig werden ließ.
Das Stück erzählt von einem Waisenjungen, der ungeliebt durch die Welt geht und so auch selbst keine Zuneigung entwickeln kann. Ausgerechnet das Vertrauen einer Hündin löst die "Wendung in einem Menschenherzen" aus. Die Krankenhaus-Kapelle, dunkel und kühl, verstärkte die packende Atmosphäre und die Dramaturgie der Geschichte. Ein tolles Stück, am richtigen Ort.
Lauter und leidenschaftlicher wurde es dagegen in der Werner-Jaeger-Halle. Der Jugendclub des Theaters Krefeld/Mönchengladbach zeigte dort "Alle tun ES". Trotz vieler leerer Plätze präsentierten die jungen Amateur-Schauspieler das Stück mit voller Spielfreude. Da herrschte pure Verzweiflung und erotisches Knistern, gemeine Intrige und großes Vertrauen. Sieben Männer wetten, ob ihre Frauen treu sind. Die folgende Bewährungsprobe verläuft für die Männer unerwartet.
Inhaltlich boten die Stücke eine bunte Mischung, mit der Initiator Dirk Windbergs und Roger Dick von der Nette-Agentur sehr zufrieden waren. Aber mit dem Publikum wollte es nicht so recht klappen. "Es waren ungefähr die Hälfte der Einnahmen, die wir erwartet haben", sagt Roger Dick. Knapp 60zahlende Besucher kamen zu den fünf Vorstellungen, Auftakt- und Abschluss-Veranstaltung waren frei. Finanziell sei man aber durch Zuschüsse und Spenden abgesichert.
Neben den zahlenden Gästen besuchten auch Organistoren und Schauspieler selbst die Aufführungen der Kollegen. So spielten die Theater-Truppen nicht vor ganz leeren Rängen. "Es gab eine richtige Geschlossenheit. Ein gutes Beispiel sind die Zeitgenossen, die direkt nach ihrem Auftritt am Samstag im Zelt der Jugendherberge, zum Teil noch geschminkt nach Venlo gefahren sind, um sich dort die nächste Aufführung anzusehen", erzählt Dick.
Stoffwechsel Das Projekt war das erste grenzüberschreitende Theater-Festival zwischen Nettetal und Venlo, das von der Nette-Agentur und dem Theaterpädagogen Dirk Windbergs ins Leben gerufen wurde. An vier Tagen führten rund 40 deutsche und niederländische Amateur-Schauspieler sieben Stücke in Nettetal und Venlo auf.
Finanzierung Den Namen bekam das Festival vom Niederrheinischen Herbst07. Die Gemeinschafts-Initiative der Mitglieder des Kulturraum Niederrhein hat das Theater-Festival finanziell unterstützt. Außerdem machten Sponsoren wie Stadtwerke, Volksbank, Sparkasse und die Nettetaler Anwaltskanzlei Boyxen das Projekt möglich.
Am Sonntagnachmittag ist das Theater-Festival Stoffwechsel zu Ende gegangen. An vier Tagen waren sieben Stücke von deutschen und niederländischen Schauspielern in Nettetal und Venlo zu sehen. Die WZ sprach mit Initiator Dirk Windbergs über das Festival und über Pläne für die Zukunft.
Herr Windbergs, wie war das Festival aus Ihrer Sicht?
Windbergs: Wir sind super zufrieden. Alles hat geklappt. Ich konnte an meiner Orga-Liste immer nur Haken machen. So was hab ich noch nie erlebt. Zwar hätten wir uns natürlich mehr Zuschauer gewünscht, aber das Miteinander der Schauspieler stand bei uns ja auch im Vordergrund. Es hat einen intensiven Austausch zwischen den Teilnehmern gegeben. Es war sehr inspirierend. Alle waren begeistert. Und auch die Zusammenarbeit mit den niederländischen Kollegen und der Nette-Agentur hat wunderbar funktioniert.
Dann wird es also 2008 eine Wiederholung geben?
Windbergs: Es steht schon ein Niederländisch-Kurs auf meinem Plan. Die niederländischen Partner waren begeistert und haben schon versprochen, beim nächsten Mal wieder dabei zu sein.
Was würden Sie dann anders machen?
Windbergs: Wir haben noch kein endgültiges Resümee gezogen. Aber ich muss mir noch einmal genau die Werbung ansehen. Für die Kürze der Zeit ist es in diesem Jahr gut gegangen. Aber beim nächsten Mal wollen wir die Menschen auch persönlich ansprechen. Man könnte Workshops zu bestimmten Stücken an Schulen anbieten oder Aktionen veranstalten. Außerdem überlege ich, wie man ein größeres Forum für die Stück-Besprechungen aufbauen kann, in dem man auch das Publikum dazu nimmt.