Willich. Michael Heimes vom Kommissariat Vorbeugung der Kreispolizei Viersen merkte man im Jugendhilfeausschuss den Frust deutlich an: "Was mich in Rage bringt, ist, dass die Gewalt an Schulen geflissentlich übersehen wird." Angebote, die er mache, wie zum Beispiel die Anti-Bullying-Strategie, würden in Willich kaum angenommen. "Da sind andere Gemeinden reger", gab Heimes enttäuscht zu verstehen.
"Da muss man ja erstmal schlucken", bekannte der Ausschuss-Vorsitzende Dieter Lambertz (CDU). Denn: "Jeder weiß, es gibt keine weiterführende Schule in Willich ohne Drogen- und Gewaltprobleme." Da die Schulen so tun, als gebe es bei ihnen keine Gewalt, werden auch keine Anzeigen erstattet.
"Die Schulen haben Angst um ihren guten Ruf", ist die Erfahrung von Angelika Dujardin (Die Grünen). Und sie berichtete davon, dass noch nicht einmal ein Krankenwagen gerufen wurde, nachdem ein Schüler zusammengeschlagen worden war, um kein Aufsehen zu erregen: "Die Eltern werden dann diskret gebeten, ihr verletztes Kind abzuholen." Dujardin forderte die Schulen auf, die Probleme vor den Eltern offen zu legen.
Michael Heimes wollte in öffentlicher Sitzung keine Schule namentlich nennen. Er verriet aber: "Nur eine weiterführende Schule der Stadt geht mit dem Thema Gewalt so um, wie es sich gehört. An allen anderen Schulen wird nur halbherzig agiert."
Bei den Grundschulen hob er die Wekelner Schule hervor mit ihrer Strategie "Miteinander statt nebeneinander": "Der Rest ist ohne Strategie, hat es nicht für nötig befunden, sich von mir informieren zu lassen." Unterstützung scheint von der Landesregierung zu kommen: Dort ist ein neuer Erlass in Arbeit, der verbindlich regelt, wann die Schule Anzeige erstatten muss.