Anrath. Als ich am Montag aufgestanden bin, habe ich zunächst gar nicht realisiert, dass es nun unmittelbar vor der Tür steht: Das Zentralabitur. Es war nicht mehr nur ein Gespenst, das mich wochenlang unter Stress gesetzt hat. Es hatte ein Gesicht bekommen - nämlich diesen Tag. Man konnte ihn auch schlecht verdrängen, so lange es im Radio ständig Berichte darüber gab.
Ich fuhr zur Schule und die Spannung nahm merklich zu. Es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis es soweit ist. Ich wusste nicht, ob ich mich drauf freuen sollte, dass es nach diesem Tag endlich vorbei sein würde. Oder ob ich Angst haben sollte. Davor, nicht das zu schaffen, was man von mir verlangte.
In der Schule angekommen stellte ich fest, dass es ganz vielen so ging wie mir und die Nerven aufgrund der Anspannung und Ängste überall blank lagen. Nur wenige sahen es gelassen. Im eigens für die Abiturklausuren abgeriegelten Gebäudeteil sammelten sich die Schüler und wir nahmen im Klausurraum Platz.
Um neun Uhr wurden Papier und Klausuren ausgeteilt. Die Auswahlzeit begann: Innerhalb einer halben Stunde galt es, eines der vier vorgelegten Klausur-Themen zu wählen.
Neben einer Fragestellung zum Roman "Irrungen, Wirrungen" gab es auch eine Aufgabe zu Bernhard Schlinks "Vorleser". Dann eine auf Massenmedien bezogene Aufgabe und zu guter Letzt ein Themenbezug zur Barock-Lyrik und einem anschließenden Vergleich mit einem anderen Gedicht. Für diese Klausur habe ich mich entschieden.
Die Schüler waren allgemein sehr nervös. Die Anspannung legte sich aber mit der Zeit und ein Haufen schnellschreibender Schüler mit auf Hochtouren arbeitenden Köpfen saß zusammen. Sie gaben ihr Bestes in der Hoffnung, den Erwartungen der Lehrer entsprechen zu können und das Abitur in Deutsch und die damit verbundenen Hoffnungen erfüllen zu können.
Nach fast vier Stunden war ich mit meiner Arbeit fertig und gab meine erste Abiturklausur ab. Beim Verlassen des Raums fiel mit ein Riesen-Stein vom Herzen.
Insgesamt hatte ich das Gefühl, gut von meiner Lehrerin vorbereitet worden zu sein. Nun werde ich heute noch Englisch und am Freitag Geschichte schreiben und hoffe, damit ebenfalls so gut klar zu kommen wie mit Deutsch. Dann habe ich etwa sechs Wochen Zeit, um mich auf meine mündliche Matheprüfung vorzubereiten.