Willich: Disziplin war dem Vater wichtig

Martin Hyun erzählt von seinen Erfahrungen in Korea, Deutschland und den USA.

Willich. Martin Hyun (29), Sohn koreanischer Gastarbeiter, hat soeben ein Buch veröffentlicht - eine Autobiographie über einen Grenzgänger zwischen Korea und Deutschland. Dass er daraus jetzt ausgerechnet in der CDU-Geschäftsstelle in Willich las, hat seinen Grund: Der 29-jährige Politikwissenschaftler arbeitet derzeit im Berliner Büro von Uwe Schummer.

"Lautlos - ja, sprachlos - nein", heißt das Buch des gebürtigen Krefelders, dem die Eltern einen deutschen Vornamen gaben. Dem Vater ging Disziplin über alles - ob dies mit ein Grund dafür ist, dass Martin schon sehr viel geleistet hat? Er studierte in England und den USA und gehörte zum Kader der Eishockey-Junioren-Nationalspieler. Außerdem war er ein Jahr lang Integrationsbotschafter.

In der Politik ist der 29-Jährigen gern: "Es ist längst noch nicht selbstverständlich, dass Menschen wie ich bei einem Bundestagsabgeordneten arbeiten dürfen", sagt Hyun.

Unter der Überschrift "Zu Hause ist Korea" erzählte er in seinem Buch von seinem sehr konservativen Elternhaus - vor allem dem Vater waren aktuelle Trends zuwider. Der Vater ist es auch, der den Kindern immer wieder vor Augen führte, wie wichtig Bildung ist. Er verkaufte sein Auto, machte Überstunden, damit die Kinder studieren können - Martins Schwester wurde Ärztin.

"Mit 18 beging ich Fahnenflucht", erzählte Martin Huyn. In den USA hatte er die Möglichkeit geboten bekommen, Eishockey und Schule unter einen Hut zu bringen. Ausgiebig und auf humorvolle Weise ging er darauf ein, wie er in Deutschland behandelt und mit Klischees konfrontiert wurde: "Schlitzaugen, Reisfresser, Kamikaze: Alle Asiaten werden über einen Kamm geschoren", so der junge Autor.

Wenn er mit der Collie-Hündin seines Vaters Gassi ging, folgten dem Tier mitleidige Blicke: Das Klischee, dass Asiaten Hunde verspeisen, hätte ihn auch davon abgehalten, Tierarzt zu werden, erzählte Hyun.

Und wie oft hört er sie heute noch, die Frage. "Woher kommst Du?" Wenn er dann sagt, "aus Krefeld", wird nach der Herkunft seiner Eltern gefragt. Chinakohl und Sauerkraut: Martin ist in beiden Kulturen heimisch geworden, Koreanisch spricht er auf Fortgeschrittenem-Niveau.