Willich: Gewalt gehörte dazu

Im Messerstecher-Prozessgegen einen jungen Willicher haben 13Zeugen ausgesagt.

Willich. In dem Prozess um einen 23-jährigen Willicher, der sich derzeit wegen versuchten Totschlags vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten muss, sind am zweiten Verhandlungstag 13 Zeugen vernommen worden. Unter ihnen Polizisten sowie Freunde und Verwandte des Angeklagten und seiner Ex-Freundin.

Dem Mann wird vorgeworfen, im Streit um seine Freundin (23) im Januar 2008 in Solingen seinen Nebenbuhler (27) mit einem Messerstich lebensgefährlich verletzt haben. Wie ein Arzt später feststellte, war die Lunge durch den Stich kollabiert. Eine Notoperation rettete das Leben des Opfers, das von Passanten blutüberströmt an einer Bushaltestelle aufgefunden wurde.

Was der zweite Prozesstag deutlich machte: Es gab eine offene Rivalität zwischen dem Angeklagten und seinem Opfer - sie alle lebten in einer Welt, in der Drogen, Gewalt und Schlägereien zum Alltag gehören. Und mit der Wahrheit nahmen es die Akteure offenbar nicht so genau.

Der Bruder der 23-Jährigen sagte vor Gericht aus, der Angeklagte und sein späteres Opfer hätten sich auch vor der Tat bereits geprügelt. Sogar von einem Messer sei schon mal die Rede gewesen. Allerdings einige Zeit vor der Tat.

Die Freundin der 23-Jährigen gestand, dass sie eine Falschaussage bei der Polizei gemacht habe, um den Angeklagten zu belasten. Der Onkel der 23-Jährigen - zu ihm hatte sich das Paar nach der Tat geflüchtet - berichtete, dass beide "normal" gewesen seien, als sie zu ihm kam. Über einen Messerangriff habe keiner geredet.

Der Notruf, der an jenem Januarabend bei der Polizei einging: Der mutmaßliche Täter rief an, weil er einen Bekannten wegen Hausfriedensbruch und Körperverletzung anzeigen wolle. "Er ging auf mich los, ich habe mich mit einem Messer verteidigt", sagte er am Telefon. Nun sei er in Sorge, da der Bekannte gedroht habe: "Ich komme wieder!"

Der Prozess wird fortgesetzt.