Die Düsseldorfer Künstlerin Gabi Luigs Einfach machen
Düsseldorf · Die Düsseldorfer Künstlerin Gabi Luigs verblüfft und begeistert immer wieder durch ihre spartenübergreifenden Projekte. Im vergangenen Jahr hat sie den Medienhafen für sich entdeckt.
Manchmal staunt sie selbst darüber, wie sich bei ihr alles verzahnt. Wie ein Projekt dem anderen folgt, wie bereitwillig, ja begeistert ihre Ideen aufgegriffen werden. „Weil ich sparten- und medienübergreifend arbeite, ist es gar nicht so leicht, zu erklären, was genau ich eigentlich mache“, sagt Gabi Luigs und bringt es dann doch auf einen Nenner: „Ich sehe mich als Kunst- und Kulturschaffende.“
Die Düsseldorferin steht im luftigen Foyer des Gebäudes Zollhof 11 im Medienhafen, jenem Ort, an dem sie in diesem Jahr noch eine ganze Menge vorhat. Gabi Luigs ist Künstlerin und Kuratorin – und gleichzeitig noch viel mehr. Ihr kreatives Potenzial lässt sie unerschrocken in Konzepte fließen, die alle möglichen Genres der Kunst umfassen: Licht, Bild, Sound, Installation.
„Ich öffne gerne Türen und Räume für Perspektiven, vielleicht sogar Utopien“, sagt sie. Ihre Devise: Einfach machen. Und weil sich das in einschlägigen Kreisen bereits herumgesprochen hat, heißt es nun immer öfter: „Gabi, mach mal.“ Im letzten Jahr habe sich sprunghaft viel verändert, erzählt sie, es kämen häufig Anfragen auf sie zu. Herausforderungen, die sie engagiert annimmt.
Ihr Hintergrund ist der vor drei Jahren gegründete Verein The Pool, beheimatet in einem früheren Schwimmbad unter Tage. Heute ist es Schauplatz für Kunst, Musik, Kulturgespräche. „Wir hatten bisher schon 30 Ausstellungen und waren an sieben Festivals beteiligt“, listet sie auf. Zur Nacht der Museen werden dort zwei Japaner ausstellen. Als einzige Düsseldorfer Stätte beteiligt sich The Pool auch an den „Piano Days“ am 28./29. März. Eine weltweite Initiative für Komponisten und Pianisten, die traditionell am 88. Tag des Jahres stattfindet und damit die 88 Tasten am Klavier aufgreift.
Luigs hat voriges Jahr den Medienhafen als inspirierenden Rahmen für ihre Projekte entdeckt. Selbst Künstlerin, steckt sie dabei oft zurück, um anderen eine Bühne zu ermöglichen. Getreu ihrem Anspruch: „Ich möchte sichtbar und erlebbar machen, was ich für wertvoll erachte.“ Beim Netzwerken erweist sich ihr Studium für Kommunikationsdesign als nützlich, schon damals arbeitete sie mit Studenten der Kunstakademie und Produktdesignern zusammen und organisierte Ausstellungen in der geräumten Post am Hauptbahnhof.
Besonders am Herzen liegt ihr der Uecker-Platz gegenüber dem Zollhof. Aus ihrer Sicht war er zu lange arg vernachlässigt worden und des Künstlers nicht würdig. Also setzte sie Himmel und Hölle in Bewegung und schaltete städtische Ämter ein, damit sich das besserte. Günther Uecker war beglückt von dem Ergebnis, und sie wiederum fühlt sich beschenkt von den Begegnungen mit ihm. „Schon als 17-Jährige kam ich mit ihm in Berührung“, erzählt sie: „Mein Kunstlehrer unterhielt am Luisengymnasium ein kleines Fotolabor. Nachts schlich ich mit dem Stativ zur Lichtsäule auf dem Uecker-Platz und schoss mit Langzeitbelichtung und gekippter Kamera skelettartige Bilder. Und heute darf ich hier zu meiner großen Freude mit ihm sitzen. Ich bewundere sein reiches Schaffen, das auch mit 94 Jahren noch anhält.“
Eines Tages fiel Luigs das leer stehende Haus an der Kaistraße 16 ins Auge. Ihr erster Gedanke: Was könnte man daraus alles machen! Sie ließ nicht locker, bis sie Kontakt mit dem Hamburger Investor hatte und er einwilligte, die beiden weitläufigen Räume im Erdgeschoss mit Kunst zu füllen. „Die muss man mit 36 Fenstern zum Rhein erst einmal bespielen“, blickt sie zurück: „Ein Künstler bestrich die Fenster mit Pigmenten und Buttermilch, das ergab sensationelle Effekte, vor allem bei Dunkelheit.“ Ein anderer, Markus Kaiser, schuf einen Palmenwald und spielte in dieser Kulisse Cello. Das alles erregte Aufmerksamkeit bei den Flaneuren im Hafen. „Das war ein lebhaftes Treiben an den Sonntagen, so soll es sein“, sagt Luigs zufrieden: „Kunst muss zugänglich gemacht werden, ohne Barrieren, und ohne dass man denkt, man blamiert sich.“
Inzwischen sind die oberen Etagen des Gebäudes vermietet, auch fürs Erdgeschoss melden sich neuerdings Interessenten. Optimistisch träumt Luigs davon, die attraktiven Säle am 2. Oktober, ihrem Geburtstag, erneut nutzen zu können. An konkreten Plänen und Mitstreitern mangelt es nicht. Sie berichtet von raumgreifenden Installationen mit riesigen Edelstahlplatten und von einem Projektionskubus. „Ich sehe da einen großen Schatz“, sagt sie, „genau wie auf dem Uecker-Platz.“
Im Sommer wird das Hafenkunstkino wieder neu belebt, dabei wirkt sie ebenfalls mit. Luigs ist auch ehrenamtlich unterwegs, arbeitet mit Geflüchteten, mit Menschen mit Behinderung. Sie ist Mitglied bei den Soroptimisten und engagiert sich gegen Gewalt an Frauen: „Diese Delikte nehmen leider zu, auch in Düsseldorf.“ Darauf macht das Frauennetzwerk zum Start der „Orange Days 2025“ am 25. November mit Ausstellungen und Aktionen aufmerksam.
Wird ihr das alles nicht mal zu viel? „Manchmal zerreißt es mich auch“, gibt sie zu: „Ich mache Dinge, die sonst kaum jemand in diesen Zusammenhängen fertigbringt.“ Und ja, sie sei stolz darauf, was sie als Einzelperson schon erreicht habe. „Ich bin jetzt seit 25 Jahren auf dem Weg. So zugänglich will ich auch weiterarbeiten“, bekräftigt sie: „Das ist die Vision, die mich antreibt.“