Ergebnisse der Jugendbefragung in Kaarst präsentiert Nur wenig Zeit für kreatives Nichtstun
Kaarst · Die Ergebnisse der Jugendbefragung im Stadtgebiet sind am Mittwoch im Detail vorgestellt worden. Auffällig dabei: Die Jugendlichen haben so viel Stress, dass sie keine Zeit mehr zum kreativen Nichtstun haben.
Vom 11. bis zum 29. November vergangenen Jahres war in Kaarst eine große Befragung junger Leute in zwei Altersklassen durchgeführt worden: 11 bis 14 Jahre und ab 14 Jahre. Erste Ergebnisse waren bereits in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses vorgestellt worden. Am Mittwoch wurde detaillierter auf die Ergebnisse eingegangen. Rund zwei Dutzend Menschen, vorwiegend Mitarbeitende aus den Jugendfreizeiteinrichtungen und dem Offenen Ganztag sowie einige Ausschuss- und Ratsmitglieder, waren gekommen, um über die Ergebnisse informiert zu werden, die nur in Einzelfällen überraschen sollten.
Ulrich Deinet vom Institut für sozialräumliche Praxisforschung und Entwicklung und Johannes Lünenschloss von der Hochschule Düsseldorf stellten die Ergebnisse vor, erklärten Details und beantworteten spontan auftretende Fragen. Die Umfrageergebnisse sind so umfassend, dass selbst die zwei Stunden, die am Mittwoch zur Verfügung standen, nicht ausreichten. „Ihre Umfrage hat bei uns großes Interesse geweckt“, sagte Jugendamtsleiterin Christine Thoms. „Es ist bei jeder Befragung so, dass viele Beteiligte sagen, die Ergebnisse hätten sie sich denken können“, gab Ulrich Deinet zu verstehen. Die Befragung der jüngeren Kids hatte unter anderem folgendes ergeben: Sport spielt für sie eine große Rolle. „Wir kannten einige Sportarten wie Floorball überhaupt nicht“, gestand Deinet.
Die Jüngsten waren gebeten worden, ein Bild zu malen mit dem Elternhaus in der Mitte. Was ist für sie außer ihrem Zuhause, das durchweg einen hohen Stellenwert genießt, sonst noch interessant und vor allem beliebt? Die Freunde mit ihren Familien, der Spielplatz beziehungsweise die Schule und Sportanlagen waren die häufigsten Motive. Was erschütterte: Ein Mädchen aus der Ukraine hatte einen Grabstein für ihren Vater gemalt. Was auffiel: Einige Kinder sind so verplant, dass kaum noch Zeit bleibt zum kreativen Nichtstun.
Freizeitangebote sollen
oft der Bildung dienen
Von den Vertreterinnen und Vertretern der Jugendfreizeiteinrichtungen kam die Info, dass Eltern oft erwarten, dass ihren Kindern etwas angeboten wird, was der Bildung dient. Lediglich Kinder und Jugendliche aus einfacheren Verhältnissen nutzen überwiegend die allgemeinen Angebote ohne den Mehrwert Bildung. Deinet sprach von einer „verhäuslichten Kindheit“ mit wenig „frei laufenden Kindern“.
Die Kinder von fünf Grundschulen waren befragt worden, ebenso Kids der Förderschule in Holzbüttgen. Die Befragung der Jugendlichen ergab folgende Erkenntnisse: 58,7 Prozent treiben Sport in den Vereinen, 29 Prozent lesen gerne, 76 Prozent hören gerne Musik. Social Media ist auch ein großes Thema. Lieblingsorte sind für sie das Elternhaus, die Wohnungen der Freundinnen und Freunde sowie die Sportplätze. Auf der Wunschliste stehen überdachte Rückzugsorte. Viele scheinen sich zunehmend im VHS-Haus mit seiner Infrastruktur wohlzufühlen. VHS-Fachbereichsleiterin Astrid Donker beklagte in diesem Zusammenhang: „Einige dieser Jugendlichen schlagen über die Stränge, das geht über die Störung des Unterrichts bis hin zu Vandalismus.“
Mit zunehmendem Alter, so eine Erkenntnis, sinkt das Interesse am Besuch von Jugendfreizeiteinrichtungen. Etliche Befragte begründeten ihre Nichtnutzung mit drei Begriffen: „Assis, „Skibidis“ und „Talahons“. Das neu gewählte Jugendparlament hat noch einiges zu tun: Dass es diese Form der Mitbestimmung gibt, ist vielen Jugendlichen so nicht bekannt. Wo hakt es bei den Heranwachsenden?
Immerhin 13,3 Prozent der Befragten leiden unter Mobbing, 12,5 Prozent gaben Geldprobleme und Schulden an, an letzter Stelle wurden Alkohol- und Drogenprobleme genannt, sie haben nur 3,8 Prozent der befragten Jugendlichen. Was überraschte: Viele kritisierten auch die Sauberkeit in der Stadt. Bei der Ergebnis-Präsentation wurde darauf hingewiesen, dass die jungen Leute darunter etwas anderes verstehen als die Erwachsenen, dass hier Sauberkeit eher im Sinne von Ordnung und Sicherheit gemeint sei.