Osterath. Leif Krägenaus Kollegen sind im Februar dieses Jahres in jeden Laden in Meerbusch gegangen: haben sich dessen Größe und Sortiment angeschaut und die Umsätze geschätzt. Krägenau arbeitet nicht etwa beim Finanzamt. Seine Firma, die GfK Geo Marketing in Hamburg, hatte die Aufgabe, die Auswirkungen eines geplanten großen Frischemarktes auf dem Ostara-Gelände in Osterath darzustellen. "Der Standort ist gut, die Kaufkraft da, weiteres Potenzial vorhanden und ein Leerstand nicht zu befürchten", fasst Krägenau das Ergebnis des Gutachtens zusammen. "Der neue Frischemarkt ist absolut wünschenswert und würde der Stadt sicher gut tun."
Auswirkungen auf Meerbuscher Einzelhandel gering
Die Auswirkungen auf den Meerbuscher Einzelhandel sieht Krägenau als gering an. Bei einem Zielumsatz in dem neuen Markt von 15 bis 17 Mio. Euro (Krägenau: "Das haben wir vorsichtshalber hoch gerechnet, damit wir die größtmöglichen Veränderungen abschätzen können") würden in Meerbusch etwa 6,5 Prozent des Einzelhandelsumsatzes umverteilt, in Osterath bis zu 8,6 Prozent. "Das sind 500 000 bis 600 000 Euro", rechnet Krägenau. "Und diese Quote ist vertretbar, auch wenn natürlich dem einzelnen Geschäftsmann jeder Euro weniger weh tut. Aber Osterath hat bisher gute Umsatzzahlen, und so erwarten wir, dass keine Läden schließen." Große Sorgen scheinen sich die Einzelhändler auch nicht zu machen: Die das Projekt am meisten bekümmern sollten, ließen sich am Donnerstagabend nicht blicken. Wenn die Meerbuscher Einzelhändler die Neuansiedlung überleben, woher kommen dann aber die Kunden? Es sei die Rückgewinnung der Kaufkraft, sagen die Gutachter. Der neue Markt würde Meerbuscher daran hindern, in der Umgebung einzukaufen. "In unserem Gutachten haben wir noch gar nicht berücksichtigt, welche positiven Nebeneffekte und Impulse ein attraktiver Markt auf bestehende Strukturen haben kann." Hans-Werner Schoenauer (SPD) verbannt das Gutachten ins Reich der Hypothesen. "Das überzeugt mich nicht. Ich finde nirgendwo eine Begründung, warum die Kaufkraft zurück nach Meerbusch fließen soll." Von daher betrachte er die Frage unter städtebaulichem Aspekt kritisch: Passt der Bau in die städtebauliche Landschaft? Dass Dreiviertel des Umsatzes eine Rückgewinnung Meerbuscher Kundschaft sei, "das ist eindeutig positiver als erwartet", freut sich hingegen Werner Damblon (CDU). Die Meerbuscher seien sehr reisefreudig, wenn das Angebot attraktiv sei, begegnet er der nur halbernst aufkommenden Stadtteildebatte. Da fänden auch Büdericher den Weg nach Osterath, unterstützt ihn sein Kollege Heinz Stocks. Leo Jürgens (CDU) treibt dennoch die Sorge um die kleinen Läden und auch Jürgen Peters (Grüne) ist die Existenz kleiner Läden wichtig. Die Grünen werfen zudem die Frage nach dem wachsenden Verkehr auf. Das entsprechende Gutachten liege noch nicht vor, sagt Dieter Spindler: "Aber wir rechnen damit, dass der Verkehr zu verkraften ist."