Gröhe wird Staatsminister im Kanzleramt

Der 47-jährige Neusser Rechtsanwalt beerbt in Berlin Hildegard Müller.

Rhein-Kreis Neuss/Berlin. Die Unternehmer Julian Sels, Friedhelm Krause und Werner Küsters, die Hermann Gröhe am Montag in Berlin besuchten, dürften wohl die ersten Neusser gewesen sein, die dem 47-jährigen Rechtsanwalt persönlich gratulierten. Schon lange pfeifen es die Spatzen von den Dächern, nun ist es amtlich: Der Neusser Hermann Gröhe (MdB) wird zum 1.Oktober Staatsminister im Bundeskanzleramt und damit Nachfolger von Hildegard Müller, die in die Wirtschaft wechselt.

Zuständig sein wird Gröhe in erster Linie für die Koordination zwischen Bund und Ländern und für den Bürokratieabbau. Er muss organisieren und vermitteln. Gröhe weiß, das Anforderungsprofil ist hoch, doch er freut sich auf die neue Herausforderung: "Natürlich hat man Respekt vor so einer Stelle, aber ich traue mir das zu", erklärte Gröhe gestern. "Es ist eine Chance zur konstruktiven Politikgestaltung."

Neuss bleibe weiterhin Lebensmittelpunkt, auch wenn sein Filofax nun hauptsächlich mit Berliner Terminen gefüllt sein wird. Der Neusser gehört bald zu den engsten Beratern der Bundeskanzlerin, ist schon morgens um 7.45 Uhr bei der so genannten Morgenlage dabei. "Ich bin froh, dass meine Frau diesen Weg mit mir geht", sagt der 47-jährige Vater von vier Kindern.

Gröhe gehörte Mitte der 90-er Jahre zum Kreis von CDU-Nachwuchspolitikern, der sich in Bonner Zeiten in der so genannten Pizza-Connection regelmäßig mit Grünen-Politikern traf.

Einen Namen machte er sich in den vergangenen drei Jahren nicht nur als Justitiar der Bundestagsfraktion, sondern auch in der Zeit vor dem Irak-Krieg im Jahr 2003. Gröhe lehnte damals einen Militärschlag der USA und Großbritanniens gegen Irak ohne einen entsprechenden Beschluss des UN Sicherheitsrates ab.

Ein Angriff würde dem UN-System "schweren Schaden zufügen", sagte er damals. Der Christdemokrat vertrat damit eine deutlich rigorosere Linie als die damalige Fraktions-Chefin Angela Merkel, die nun im Kanzleramt seine Chefin wird.

Seine allerersten politischen Erfahrungen sammelte der Jurist in der Schüler-Union am Quirinus-Gymnasium und der Jungen Union, deren Vorsitzender im Kreis Neuss er von 1983 bis 1989 war. Gröhe ist seit 1994 direkt gewählter Bundestagsabgeordneter, seit 2001 CDU-Vorsitzender im Rhein-Kreis Neuss.

Als engagierter Protestant arbeitet Hermann Gröhe seit mehr als zehn Jahren im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland EKG, in Neuss ist er Vorsitzender des Diakonischen Werks.

"Wir gratulieren unserer Bundeskanzlerin zu ihrer Personalauswahl", beglückwünschten Vize-Kreisvorsitzender Markus Leßmann und Fraktionsvorsitzender Lutz Lienenkämper gestern ihren Parteikollegen. "Mit seinem neuen Amt zählt er nun zu den engsten Beratern der Kanzlerin - was kann uns im Rhein-Kreis Neuss besseres passieren?"