Kleinkunst: Beneckes Leichen lassen Lanker kalt

„Herr der Maden“ lässt sich von kleiner Kulisse nicht den Spaß verderben.

Lank. Der Mann ist momentan allgegenwärtig: ob in TV-Krimiserien oder Dokumentationen, als Sachverständiger bei realen Todesfällen und nicht zuletzt auf der Kleinkunstbühne. Das hat sich bis Lank-Latum dem Anschein nach aber noch nicht herumgesprochen, denn beim Auftritt von Mark Benecke im Forum Wasserturm erscheinen lediglich 88 Zuschauer.

Das lässt sich so genau sagen, da das Publikum zu Beginn darüber abzustimmen hat, über welchen seiner Fälle der Kriminalbiologe denn mehr erzählen soll.

Zwischen dem Vergleich zweier Massenmörder und der "Body Farm" gibt es ein Remis, in einem Kampfvotum obsiegt letztlich jenes Gelände im US-Staat Tennessee, wo Leichen zu Forschungszwecken vergraben werden, damit Studenten oder FBI-Agenten sie wieder ausbuddeln, um an und mit ihnen zu experimentieren.

Mag das schon morbide klingen, wagt man sich kaum vorzustellen, was sich hinter den anderen Themenblöcken verbirgt. Denn: "Das war eine gute Wahl, da gibt es nur wenig Ekeliges zu sehen", sagt Benecke.

Das stimmt dann natürlich nicht so ganz, denn verweste Leichen, aus denen Maden herauskrabbeln, ist nun einmal zugleich Berufung und Steckenpferd des Spezialisten für forensische Entomologie. Mit Hilfe dieses Zweigs der Wissenschaft lassen sich anhand von Insekten auf einer Leiche Rückschlüsse auf Liegezeit, Todesursache oder -umstände ziehen.

Und das soll Stoff für ein abendfüllendes Programm sein? In gewisser Weise schon. Denn es ist diese hemdsärmelige Art und Weise, mit der der 38-jährige Kölner seinen Bilder-Vortrag rhetorisch untermalt und dabei dem Tod mit einem lapidar dahergeplapperten Satz das Grauen entzieht, die fasziniert.

Natürlich zeigt er dem Publikum dabei längst nicht alles, "das wäre noch viel schlimmer als sie es sich in ihren Alpträumen ausmalen könnten".

Thematisch springt er hin und her, zeigt auch mal Bilder aus dem Flugzeug oder vom Hotelzimmer, doziert zwischendurch fast ernsthaft über Grundsätze seines Berufsethos und sagt dann aufrichtig enthusiastisch so Sachen wie: "Auf der Body Farm ist immer viel los, da liegen um die 40 Leichen rum." Und dennoch: So irgendwie bleibt schließlich der Eindruck hängen, der will uns doch hier an der Nase herumführen.