Lank: Flotte Gottesdienste und strikte Grenzen

Cathrina Negele hat ein Jahr lang mit einem Stipendium des Bundestages in den USA gelebt.

Lank. Vor einem Jahr verabschiedete sich Cathrina Negele von Freunden und Familie, um im Rahmen eines Stipendiums des Deutschen Bundestages und des Amerikanischen Kongresses als Austauschschülerin nach Amerika zu gehen. Der SPD-Abgeordnete Bernd Scheelen hatte als Pate geholfen und Cathrina aus einer Gruppe von etwa 40 Bewerbern aus seinem Wahlkreis ausgewählt.

Nach ihrer Rückkehr blickt Cathrina Negele froh auf Freundschaften und Erfahrungen zurück, die für sie einen wichtigen Schritt zum Erwachsenwerden bedeuten.

Cathrina wohnte mit einer weiteren Gastschülerin aus der Ukraine bei einer 27-jährigen Friseurmeisterin. "Unsere Gastmutter hatte den Artikel über den Austausch in der Zeitung gelesen und ihn aufgrund ihrer Religiosität als Gottes Fügung gesehen. Deshalb bewarb sie sich, um Gastschüler aufzunehmen", erzählt Cathrina.

Ihr erschien die Gastmutter weniger als Mutter denn als gute Freundin, die ihr dann auch die Haare schnitt. "Sie erledigte ja nicht die Aufgaben einer Mutter. Sie kochte zum Beispiel nie, schob allerhöchstens mal eine Pizza in den Ofen. Wegen des geringen Altersunterschieds habe ich mich prima mit ihr verstanden."

Im Alltagsleben entdeckte Cathrina kleine, aber doch bedeutsame Unterschiede. "Die erste Schulstunde dauerte immer ein wenig länger, denn es wurde eine ruhige Minute eingelegt, in der die religiösen Schüler ein Morgengebet sprechen konnten. Außerdem schworen die anderen täglich den Fahneneid."

An dieser Tradition wollte die Schülerin nicht teilnehmen, ging aber sehr wohl jeden Sonntag mit der Gastmutter in die Kirche. Während des ersten Gottesdienstes passte sie auf die Kinder der anderen Familien auf, den zweiten Gottesdienst besuchte sie selbst. "Die Feier ist ganz anders als hier. Eine Band spielt moderne, fast schon Rockmusik, die Besucher tanzen und klatschen und geraten regelrecht in Ekstase und der junge Pastor erzählt aus der Bibel, als sei er in einer Comedy-Show."

In der Schule kam Cathrina ohne Probleme mit, half sogar der Deutschlehrerin beim korrigieren von Tests. Besonders in ihrer Französischklasse und der Frauenfußballmannschaft hat sie während des Austauschjahrs Freunde gefunden.

Nur nicht im Basketballteam, wie sie bedauert: "Auf meiner Schule waren auch viele Jugendliche aus dem sozial schwachen Teil der Stadt. Bei fast allen Aktivitäten waren Schwarze und Weiße getrennt. Während zum Beispiel nur zwei schwarze Schülerinnen Fußball spielten, war ich beim Basketball die einzige Weiße.

Ich wurde aber nicht als Weiße, sondern als ,die Deutsche’ bezeichnet. Diese Unterscheidungen fand ich gar nicht so toll." So hat Cathrina Negele nicht nur ihr Englisch verbessert, sondern auch die amerikanische Lebensart kennen gelernt.

Nach den Herbstferien geht ihr deutscher Alltag weiter: in der Stufe 12 des Städtischen Meerbusch-Gymnasiums in Strümp.