Lank-Latum: Wilder Westen in der guten Stube

Lotumer Buretheater kehrt mit dem Stück „Bur sökt Frau“ zu seinen Wurzeln zurück.

Lank-Latum. Wer am neuen Stück des Lotumer Buretheaters seinen Spaß haben will, der sollte der rheinischen Mundart zumindest halbwegs mächtig sein.

Denn die sonst stets präsente Quoten-Hochdeutschrolle fehlt in "Bur sökt Frau", einer deftigen Burleske, die inhaltlich auf die Wurzeln des Genres zurückgreift und dennoch moderne TV-Formate wie Comedy und Doku-Soap durch den Kakao zieht.

Es geht um das heikle Thema Heiratsvermittlung - oder wie man früher zu sagen pflegte, um Eheanbahnung. Denn wie bringt es der geldgierige Amateur-Verkuppler Heinrich Velder treffend auf den Punkt: "Liebe ist nicht nötig, Heiraten genügt."

Frauen schneiden dabei zu Beginn nicht sonderlich gut ab, ein Mannes-Spruch wie "Die Ahl is klasse" geht da schon als offenherzige Liebesbekundung durch, öfters hört man jedoch Sätze wie "Die Ahl muss fott!" Natürlich obliegt es letztlich dem vermeintlich zarten Geschlecht, das Heft in die Hand zu nehmen, um den grotesk verkleideten Balzkönigen den richtigen Weg in den Hafen der Ehe zu weisen.

Doch dem fulminanten Flirt-Finale vorangestellt hat Regisseur Karl Schmalbach in der Umsetzung des Claus-Woberg-Stückes "Filou blivt Filou" zwei Akte Vorgeplänkel, in denen der Zuschauer nach und nach die Darsteller und ihre Eigenarten kennen lernt.

Daniel Groß versprüht als Heinrich Velder auf der Bühne gestenreich große Spielfreude, auch Friedrich Engels ist die Rolle des alternden Filous Gustav Kümmel auf den Leib geschneidert.

Auf unterschiedlich amüsante Weise - von selbstbewusst über stotternd-naiv bis unverhohlen brünftig - vermitteln die sukzessive eingeführten Figuren im Verlauf der ersten zwei Akte, was ihr Begehr ist - nämlich den Partner fürs Leben zu finden. Liebe spielt in diesem bäuerlichen Milieu dabei wie gesagt eine untergeordnete Rolle, die zupackende Hand im Stall oder die Anteilnahme am Hobby des Mannes sind wichtiger.

Mit Frau Poezges (Angela Pütz, auch zuständig für die Maske) feiert der Zuschauer zudem ein fröhliches Wiedersehen, durfte die neugierige Schreckschraube doch schon im vergangenen Jahr ihre Nase in Dinge stecken, die sich nichts angehen. Und siehe da: Auch Günther Margielskys Bühnenbild kommt einem nicht umsonst bekannt vor. Denn "Bur sökt Frau" spielt bewusst in genau dem selben Raum, in dem 2007 bereits die Engels-Schwestern ihr Unwesen trieben.

Wenn es am Ende dann zum unvermeidlichen Showdown in dem Verwirrspiel kommt und der Wilde Westen in die gute Stube einzieht, nimmt die Farce zwar Fahrt auf, geraten die Dialoge jedoch auch ein wenig vorhersehbar und hölzern. Dass etwa die hübsche Hoferbin Ina Dickkopp (Christiane Rütten) den Dachdecker (Daniel Paas: auch die Jugend spricht noch Platt!) erwählt, weil bei ihr gerade "ein paar Pfannen los sind", hatte man sich schon irgendwie vorher gedacht.

Doch mit Onkel Kümmel wird dann sogar noch der letze Ladenhüter unter das Volk gebracht, so dass zum Schluss die Erkenntnis reift: Wenn schon Eheanbahnung im ländlichen Milieu, dann doch lieber gleich als Comedy auf Platt verpackt.