Strümp: „Das Sterben gehört zum Leben“

Die Arbeit im Senioren-Wohnheim ist nicht einfach, vor allem wenn ein Haus neu eröffnet wurde. Ein Blick in die Marseille-Einrichtungen in Strümp.

Strümp. Seit Juli hat in Strümp die Doppel-Einrichtung Senioren-Wohnpark und Medina Meerbusch für Demenzkranke der Marseille-Kliniken geöffnet. Langsam füllen sich die Etagen der beiden Häuser, die jeweils rund 75 Betten zur Verfügung haben.

Mit der Neueröffnung einer Pflege-Einrichtung betreten nicht nur die Bewohner Neuland, auch das Personal benötigt eine Eingewöhnungszeit. Jörg Küchenberg vom Sozialen Dienst des Senioren-Wohnparks kennt die internen Abläufe bereits von einer Marseille-Dependance in Düsseldorf und kann zumindest bei der Pflegedokumentation, die ausnahmslos am PC angefertigt wird, Hilfestellung leisten. "Da kriegen viele neue Mitarbeiter erst einmal die Krise", lacht der Therapeut.

Wohnbereichsleiterin Brigitte Patcha sieht sich und ihr Team dennoch auf einem guten Weg: "Nach wenigen Monaten sitzen die Abläufe natürlich noch nicht hundertprozentig. Die Kollegen müssen sich untereinander kennen lernen, auch das Haus ist ja zunächst fremd."

Fast 20 Mitarbeiter inklusive Nachtwache umfasst das Team des Wohnparks bereits, ob weitere Bewohner - bisher sind es 42 - aufgenommen werden können, hängt auch davon ab, ob qualifiziertes und nach Möglichkeit motorisiertes Personal zu bekommen ist. "Ohne Auto ist man hier in Strümp absolut aufgeschmissen", weiß Patcha. Die Mitarbeiter kämen ausnahmslos aus Neuss, Düsseldorf oder Krefeld.

Während die Pflegekräfte erste feste Teams bilden, ist der Alltag im Haus eingekehrt. Mittwochs hat sich eine Kochgruppe etabliert, der Montag ist für den Sitztanz reserviert, es gibt Kegeln, Quizzabende und Grillfeste.

"Natürlich bemühen wir uns auch um intensive Einzelbetreuung", betont Küchenberg. "Viele wollen einfach nur mal eine Begleitung zum Einkaufen, Spazieren oder für einen Marktbummel." Und man sei zudem stets bemüht, die Bewohner - die Altersspanne liegt zwischen 62 und 99 Jahren - öfters mal zu überraschen. "Letztens hatten wir einen netten Abend mit Zwiebelkuchen und Federweißem, das kam gut an", berichtet Patcha.

Dass die Arbeit in einem Senioren-Wohnheim nicht immer das reine Zuckerschlecken darstellt, muss nicht explizit betont werden. Gerade der Umgang mit dem Tod ist zwangsläufig etwas fast Alltäglich, an das man sich dennoch nie gewöhnen kann. "Das geht nicht spurlos an einem vorbei. Eine gewisse Professionalität ist unverzichtbar", erklärt Küchenberg, der als junge Pflegekraft vor gut 20 Jahren bei seiner ersten Sterbebegleitung behutsam von einer erfahrenen Mitarbeiterin betreut wurde.

"Sterben gehört zum Leben einfach dazu", sagt Patcha, die nach eigener Aussage von ihren Erfahrungen in dieser Hinsicht auch profitiert habe: "Ich sehe vieles gelassener, materielle Werte haben nicht mehr so eine große Bedeutung für mich wie ideelle Werte."

Während viele alte Menschen gar nicht so viel Angst vor dem Tod hätten, sei die Betreuung der Angehörigen oft um einiges schwieriger, berichtet Küchenberg aus Erfahrung: "Das beginnt schon mit der Aufnahme eines neuen Bewohners, wenn das schlechte Gewissen sich meldet." Dabei sei das Seniorenheim oft die beste Lösung, wenn der Mensch zu Hause nicht mehr alleine zurecht komme und den Angehörigen, die einer Arbeit nachgingen, die Zeit fehle, bekräftigt der Experte.

In den beiden Marseille-Einrichtungen in Strümp lässt es sich offenbar leben: Jeder Senior wohne in einem Einzelzimmer, die Doppelzimmer seien für Ehepaare, Geschwister oder auch schon mal für zwei Freundinnen vorgesehen, erläutert Küchenberg das Raumprogramm.

"Und die Essenszeiten werden bei uns flexibel ausgelegt, man kann durchaus sein Frühstück auch im Zimmer zu sich nehmen", erzählt Brigitte Patcha und fügt selbstbewusst hinzu: "Eine Abschiebestation sind wir hier bestimmt nicht."