Meerbusch: Interview/Spindler - Jede Menge stiller Zustimmung

Bürgermeister Spindler versteht das Anliegen der Bürger, die gegen die Baumfällung an der B9 kämpfen. Doch er glaubt an die Notwendigkeit.

Meerbusch. WZ: Herr Spindler, der Widerstand gegen die Fällung der Platanen auf der ehemaligen B9 in Büderich fällt ziemlich heftig aus. Haben Sie die Reaktionen unterschätzt?

Spindler: Ich finde es prinzipiell erst einmal gut, dass ein derart emotional besetztes Thema so offen und intensiv in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Und ich habe auch durchaus Verständnis dafür, denn ich kenne keinen Menschen, der die Fällung auch nur eines Baumes ohne erkennbaren Grund befürworten würde. Es ist in meinen Augen aber legitim, Überlegungen anzustellen, warum ich eine solche Maßnahme unter bestimmten Voraussetzungen in Kauf nehmen muss. In der Tat ist es aber wohl so, dass wir diese Argumente nicht ausreichend kommuniziert haben.

WZ: Fühlen Sie und Ihr Team sich in diesem Zusammenhang missverstanden?

Spindler: Ich habe schon den Eindruck, dass momentan in gewisser Hinsicht ein sehr einseitiges Meinungsbild vorherrscht, wenn bei diesem Thema ausschließlich von Abholzen die Rede ist. Mir tut es wirklich um jeden Baum leid, aber die Frage ist doch: Sind die Platanen, um die es geht, im Rahmen der notwendigen Sanierungsmaßnahmen in das Straßenbild zu integrieren oder nicht? Und wenn mein Fachbereich mir versichert, die Bäume würden größtenteils Schaden nehmen bei diesen Arbeiten, sehe ich erst einmal keinen Anlass, ihm das nicht zu glauben.

WZ: Haben Sie vor dem Hintergrund eines möglichen Bürgerbegehrens bereits darüber nachgedacht, die Sanierungspläne zu überarbeiten?

Spindler: Wir haben jetzt einen vereidigten Sachverständigen beauftragt, die Angaben, die Bestandteil der jetzigen Planung sind, zu überprüfen. Mit einem Ergebnis rechne ich in der kommenden Woche. Diese Maßnahme, von der wir uns weitere fundierte Erkenntnisse versprechen, erschien mir in Hinblick auf eine sachliche Diskussion wichtig. Darüber hinaus: Ein Bürgerbegehren ist ja nichts prinzipiell Negatives. Es ist zu begrüßen, wenn Bürger sich für etwas einsetzen. Daher empfinde ich das Gespräch mit Vertretern der Bürgerinitiative auch als wichtig.

WZ: Haben Sie den Eindruck, dass die Argumente, die eine Fällung der Platanen als notwendig erscheinen lassen, von den Gegnern der Sanierungspläne bewusst verschwiegen werden?

Spindler: Zumindest werden die positiven Gesichtspunkte nicht deutlich genug artikuliert. Es hat ja niemand behauptet, dass alle Bäume krank sind. Richtig ist vielmehr, dass viele im Zuge der Bauarbeiten stark gefährdet werden und später nicht mehr verkehrssicher sein werden. Auf die Straßenbaumaßnahme des Landes haben wir keinen Einfluss. Sehr wohl aber können wir im Zuge der Bauarbeiten noch etwas Positives für uns herausholen, nämlich mehr Bäume anpflanzen als wir bisher hatten - und zwar fachmännisch und artgerecht. Dazu können wir mit einem breiteren Gehweg ein attraktiveres Umfeld für alle schaffen.

WZ: Haben Sie auch Zustimmung für die Umbaupläne erfahren?

Spindler: Jede Menge sogar, auch von direkt betroffenen Anwohnern. Dass die das nicht so offen nach außen tragen wie jemand, der gegen etwas ist, versteht sich ganz von selbst.

WZ: Halten Sie einen Bürgerentscheid, der den Erhalt der Platanen bedeuten könnte, für denkbar?

Spindler: Erfahrungsgemäß ist es sehr schwierig, die notwendigen 20 Prozent der wahlberechtigten Bürger zu mobilisieren, das haben Beispiele aus anderen Städten gezeigt. Ich weise aber bewusst darauf hin, dass der Rat die Rahmenbedingungen für einen Bürgerentscheid in einer Satzung bereits 2002 einstimmig festgelegt hat.

WZ: Kritiker bezweifeln, dass die großen Parkbuchten für Gelenkbusse notwendig sind, da diese in Büderich kaum zum Einsatz kommen.

Spindler: Es geht ja vor allem darum, dass wir barrierefreie Haltestellen haben wollen. Und wenn man etwa mit einem Rollator in den Bus einfahren will, muss der ganz nah an den Bordstein heranfahren, also muss die Bucht entsprechend groß sein. Außerdem haben wir Gelenkbusse im Schüler- und Berufsverkehr im Einsatz.