Meerbusch: Jugendzentren legen Wert auf Spaß-Faktor

Auch die Jugendzentren in Meerbusch müssen sich auf geänderte Ansprüche der Gesellschaft einstellen.

Meerbusch. Die Jugend ist besser als ihr Ruf. Ferienfreizeiten, bei denen die Teilnehmer gleich im Zehnerpack nach Hause geschickt werden müssen, wie jüngst in einem Radiobericht des WDR zu hören, sind Hans-Jürgen Barbarino jedenfalls fremd.

Zwar räumt der 51-jährige Diplom-Pädagoge aus dem Büdericher Jugendzentrum Oase ein, auch schon mal eine Freizeit erlebt zu haben, die "auf der Kippe stand", doch seien die Ursachen dafür vielschichtig. Damals habe es "pädagogische Gründe" gehabt.

Und ein Zeltlager, das nach tagelangen Regenfällen langsam im Schlamm untergehe, beschere logischerweise ab einem bestimmten Punkt ein Konfliktpotenzial. "Grundsätzlich haben wir aber keine Probleme mit unseren Jugendlichen. Und auch bei seinem Kollegen Udo Holländer im Osterather Jugendzentrum Katakombe sei das nicht anders, vermutet Barbarino.

Entscheidend sei aber auch, aus welcher Stadt - oder welchem Teil davon - die Jungen und Mädchen stammten. In Meerbusch habe man kein Problem-Klientel, in Köln-Chorweiler sehe das womöglich schon anders aus, meint der erfahrene Pädagoge. Seit 23 Jahren ist Barbarino hauptamtlich in Meerbusch tätig.

Ausschlaggebend für eine reibungslose Ferienfreizeit, wie sie regelmäßig von den Meerbuscher Jugendzentren angeboten werden, seien aber auch stimmige Konzepte. "Wir machen Schluss bei 16Jahren", erläutert der 51-Jährige. Ein 17-Jähriger dürfe nur dann mitfahren, wenn das Haus ihn genau kenne. Oftmals sei genau bei diesem Alter eine Grenze erreicht, bei denen die Interessen auseinanderliefen. "Eine Art Ballermann-Urlaub machen wir nicht mit." Es herrsche ein absolutes Rauch- und Alkoholverbot.

Dabei wolle er sich nicht moralisch über das Verhalten von älteren Jugendlichen stellen. Aber es könne nicht sein, dass ein 17-Jähriger vor einem 13-Jährigen raucht - zumindest nicht auf einer Ferienfreizeit. Für diese Kreise gebe es zudem andere Fahrten, in denen derartige Verbote nicht existierten - aber natürlich die Gesetze des Jugendschutzes eingehalten würden.

Und: Jugendherbergs-Freizeiten, wie sie früher einmal angesagt waren, funktionierten heute überhaupt nicht mehr. "Das Anspruchsdenken der Jugendlichen hat sich völlig verändert." Deshalb geht es im Juli in den Dolomiten in eine Pension mit eigenem Freibad, Dusche auf dem Zimmer, das maximal fünf Betten hat, und einem eigenen Balkon.

Nur noch drei von 40 Plätzen seien für diese Freizeit frei. Zudem müsse der Spaß-Faktor stimmen: Rafting, Shopping und Übernachtung auf einer Alm stehen auf dem Programm. "Wir müssen konkrete Angebote haben."