Mit dem Knöllchen direkt zur Bank

Ein Bußgeldcomputer soll nicht nur den Politessen die Arbeit erleichtern: Die Falschparker können sofort bezahlen.

Meerbusch. Wer künftig in der Stadt ein Knöllchen beim Falschparken bekommt, kann es sofort beim nächsten Geldinstitut bezahlen. Ein Herzenswunsch vieler Bürger, wie der Fachbereichsleiter Ordnung, Heiko Bechert, erklärt: "Wir bekommen sehr oft Anfragen von Bürgern, die beim Falschparken erwischt wurden und ihr Bußgeld sofort bezahlen möchten."

Ehemänner wollten nicht, dass ihre Frauen erfahren, bei wem sie zu Besuch waren. Und Ehefrauen wollten sich nicht vor ihren Gatten verantworten, weil mal wieder Geld zum Fenster rausgeworfen worden sei.

Damit der Haussegen bei den Bürgern im Lot ist, hat die Stadt das neue "Politess X 600" der Meerbuscher Firma Schweers und eine entsprechende Software natürlich nicht gekauft. Vielmehr soll es darum gehen, schneller und unbürokratischer an das Geld der Falschparker zu kommen.

"Wir gehen davon aus, dass künftig 30 Prozent der Betroffenen unmittelbar überweist", erklärt Bechert. Verwaltungskosten könnten damit deutlich reduziert werden.

Früher warteten die Autofahrer bei einer entsprechenden Karte hinter der Windschutzscheibe auf einen Bescheid für das Bußgeld. Jetzt wird ein witterungsbeständiger Bon (siehe Kasten) von dem mobilen Computer ausgedruckt und hinter den Wischer gesteckt. Wer möchte, kann sich möglichen Ärger sofort vom Hals halten. An dem grundsätzlichen Verfahren ändert sich nichts. Wer nicht zahlt, bekommt ab einer Frist von einer Woche eine Zahlungserinnerung - ohne zusätzliche Bearbeitungskosten oder Säumnisgebühren.

Sechs der modernen Geräte, die zudem mit einer Kamera ausgestattet sind, wurden von der Stadt für 23000Euro (inklusive Schulung der städtischen Mitarbeiter von der Firma) gekauft und sind bereits bei den vier Politessen im Stadtgebiet im Einsatz. "Das Geräte ist sehr einfach zu tragen, eine wirkliche Arbeitserleichterung für uns", sagt Politesse Silvia May.

1500 bis 2000 dieser oder ähnlicher Geräte werden jährlich von der Firma Schweers weltweit verkauft. 300 baugleiche Modelle sind beispielsweise in Dubai im Einsatz. Weitere 500 in Berlin und die selbe Anzahl in Rotterdam. Und in New York hat die Firma nach eigenen Angaben mit den Meerbuscher Geräten geholfen, die millionenschweren Defizite in der Verkehrsüberwachung anzugehen.

Aufgrund ihrer internationalen Erfahrungen wissen die Mitarbeiter des Unternehmens auch, dass Deutschland in puncto Knöllchen noch eine Insel der Glückseligkeit ist. "Die Züricher Stadtpolizei nennt sich selbst Knöllchenfabrik", erläutert Norbert Luhnen. Dort würden jährlich millionenschwere Überschüsse "eingefahren". Und in Norwegen könnten schon mal 700 Euro fällig werden, wenn jemand sein Auto in einer Feuerwehrzone parkt, ergänzt Heiko Bechert.