Osterath: Schüler sind in der Realschule „zu Gast“ beim Lehrer

An der Görresstraße wird es nach einer erfolgreichen Probe Lehrerräume statt Klassenzimmer geben.

Osterath. Das Lehrerraum-Prinzip an der Realschule Osterath ist offenbar ein voller Erfolg. Zum Auftakt des Schuljahres hatten sich die Schulleitung mit Burkhard Wahner und das Kollegium des Hauses an der Görresstraße 6 entschieden, das System der Klassenzimmer probeweise aufzugeben.

Ausschlaggebend waren laut Wahner Zerstörungen und Verschmutzungen insbesondere in den kleinen Pausen durch die Schüler - wenn die Lehrer eine andere Klasse aufsuchen mussten und die Schüler fünf Minuten alleine blieben.

Das neue Prinzip funktioniert genau anders herum: "Die Kinder kommen zu den Lehrern ins Zimmer - quasi zu Besuch", erläutert Wahner. "Die Lehrer sind also schon da, wenn die Schüler erscheinen." Und das neue System funktioniere sehr gut. Schon nach wenigen Wochen hätten die Schüler herausgefunden, wo sie hin müssen.

Zwar sei die Koordinierung von anfangs 24 Klassen mit etwa 630 Schülern und 38 Lehrern "ein logistisches Problem gewesen", doch hätten sich schon nach kurzer Zeit die gewünschten Erfolge eingestellt. "Die Sauberkeit in den Klassen ist schlagartig besser geworden", sagt Wahner. Und: "Es passiert wesentlich weniger auf den Gängen als früher."

Offenbar beeindruckt die geänderte Verantwortungssituation die Schüler. Die Räume der Lehrer würden respektiert, im "eigenen" Klassenzimmer hätten dagegen Wertevorstellungen der Ignoranz und Oberflächlichkeit geherrscht. Wahner: "Kinder gehen sehr gleichgültig mit Sachen um - auch mit ihren eigenen."

Burkhard Wahner, Realschulleiter, zur gestiegenen Gemütlichkeit in den Schulräumen.

Unter dem Strich seien aber nicht nur die ursächlichen Probleme behoben worden, erläutert der Schulleiter: "Es findet mehr Unterricht statt." Schließlich gebe es weniger Nebenkriegsschauplätze. Und auch die Einrichtungskosten hätten reduziert werden können. Zudem werde es immer gemütlicher. "Bei einigen Lehrern sind schon Deckchen auf dem Tisch."

Allerdings wird es im neuen Schuljahr, zur endgültigen Einführung des Lehrerraum-Prinzips, enger in der Schule: Statt 630 müssen dann 680 Schüler die Räume wechseln.

Auch das Meerbusch-Gymnasium will das System im neuen Schuljahr ausprobieren.