Rhein-Kreis Neuss: Autokäufer orientieren sich neu

Benziner, Dieselmotor oder Gasaggregat? Wer sich jetzt einen Neuwagen zulegen möchte, hat eine schwierige Entscheidung zu treffen.

Rhein-Kreis Neuss. Die Spritpreise an den Tankstellen steigen und steigen - und damit steigt auch der Blutdruck der Autofahrer. Diesel ist mittlerweile manchmal teurer als Benzin, die 1,50 Euro-Schmerzgrenze scheint bereits überwunden. Und die Verbraucherzentrale NRW macht keine Hoffnung auf Besserung. Im Gegenteil: "Die Spritpreise werden weiter steigen", prognostiziert Umweltreferent Björn Rickert (siehe Kasten).

Auch die Automobilindustrie klagt. "Die Kunden sind völlig verunsichert. Der ganze Markt ist eingebrochen", erläutert Dirk Verhardt, Verkaufsleiter beim Neusser Opel-Händler Dresen an der Moselstraße. Dieser Trend sei seit einigen Wochen zu beobachten. Bei Verkaufsgesprächen gehe es längst schon nicht mehr um Höchstgeschwindigkeiten und Ausstattungsdetails. Was zählt, ist der Verbrauch und die Frage nach dem richtigen Aggregat: Benziner, Dieselmotor oder Gasantrieb. "Das ist das Einzige, was noch interessiert", meint Verhardt.

Auch beim Autohaus Nauen (VW und Audi) in Meerbusch bemerkt Eigentümer und Geschäftsführer Hans Nauen eine hohe Öko-Sensibilität seiner Kunden. "Die Tendenz geht klar zu den ökologischen Autos." Insbesondere werde verstärkt nach den CO2-Werten gefragt. Im privaten Bereich setzten sich immer mehr der Otto-Motor (Benzin) durch, im Flottenbereich weiterhin die Dieselmotoren - allerdings mit erhofften Verbräuchen bei sechs Litern.

Doch eine pauschale Antwort auf die Frage nach dem "richtigen Motor" gibt es nicht. Wer sich bei der Wahl zwischen Benziner und Dieselmotor nicht sicher ist, dem empfiehlt Christian Klein, Gebietsverkäufer bei BMW Timmermanns an der Hammer Landstraße, folgende Faustformel: Bei einem kleineren Diesel sollten mindestens 15 000 Kilometer Jahresleistung erbracht werden, damit die teureren Anschaffungskosten inklusive höherer Steuern amortisiert würden.

Bei einem größeren Selbstzünder sollten aus dem selben Grund mehr als 25 000 Kilometer pro Jahr zurückgelegt werden. Die explodierenden Dieselpreise dürften aber künftig einen Strich durch diese Rechnung machen.

"Die Spritpreise werden weiter steigen."

BjörnRickert, Umweltreferent bei der Verbraucherzentrale NRW

Immer noch seien die Selbstzünder allerdings beliebt. "Es werden bei uns nach wie vor Dieselfahrzeuge gekauft", sagt Klein. Gefragt werde auch immer häufiger nach Möglichkeiten zur Umrüstung auf Gas. Derartige Neufahrzeuge hat der bayerische Autobauer nicht im Angebot. Klein: "Es wird nicht unterstützt. Und es erlischt auch die Gewährleistung", falls in einer anderen Werkstatt umgebaut wird.

Anders bei Opel. Im Angebot hat Opel Dresen beispielsweise den Familienwagen Opel Zafira mit Gasbetrieb. Allerdings sei das mit bis zu sieben Personen besetzbare Familienauto mit 94 PS bislang "nicht der Renner" bei den Kunden. Immer häufiger würden dagegen Benziner nachträglich mit Propangasantrieb umgerüstet - oder entsprechende Anfragen gestellt. Und dafür gebe es auch eine Werksgarantie für zwei Jahre.

Hans Nauen beurteilt eine Umrüstung unter anderem aus Kostengründen zurückhaltend: Die aktuellen Umrüstungskosten in Höhe von 3000 bis
3500 Euro rechneten sich erst nach vielen Jahren. Ein Neuwagen wie der VW Caddy oder Touran kosteten gasbetrieben jedoch nur 1000 Euro mehr. Die Nachfrage nach diesen Modellen steige.

Im Vergleich zu "konventioneller" Motorisierung sei der Absatz jedoch noch gering. "Wir verkaufen davon noch keine zwei Autos in der Woche, aber die Resonanz wird immer größer."