Dormagen: Vor und Nachteile des Konjunkturpakets II
Konjunkturpaket II: Landesbauminister Lutz Lienenkämper sprach vorHandwerkern über Chancen und Risiken der Finanzspritze.
Dormagen. Das Interesse hätte größer sein können. Reichlich freie Plätze in der Kulturhalle zeigten, dass die lokale Handwerkerschaft offenbar nicht restlos davon überzeugt ist, dass ihre Betriebe vom Konjunkturpaket II profitieren. Die CDU Dormagen hatte Betriebsinhaber zum Fachforum eingeladen und konnte mit hochkarätigen Gästen aufwarten.
Denn neben Rainer Növer, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, und Siegfried Rohde, Obermeister der Bauinnung im Rhein-Kreis Neuss und der Kreisinnung Krefeld-Viersen, war auch der neue NRW-Verkehrsminister Lutz Lienenkämper in seiner Funktion als Bauminister erschienen, um den Handwerkern die Chancen und Risiken des Konjunkturpakets transparent zu machen.
"Wir sind in der tiefgreifendsten Rezession der Nachkriegszeit", rief Lienenkämper ins Bewusstsein. "Dafür gibt es keine Lehrbücher. Wir können nur den Rat von Experten und Praktikern einholen und müssen unserem gesunden Menschenverstand vertrauen."
Für 2009 und 2010 seien alleine für NRW 2,84 Milliarden Euro vorgesehen, die in die Infrastruktur und in die Bildung investiert würden. Die Summe von 12,8 Millionen Euro entfällt auf Dormagen. Lienenkämper warnte jedoch vor schnellen Hoffnungen, dass das Konjukturpaket zu einem "Wünsch Dir was"-Programm würde. Es gelte das Prinzip: Gründlichkeit vor Schnelligkeit.
Növer mahnte an, dass neben der Investition in Form von Schulsanierungen vor allem überlegt werden sollte, wie der Wirtschaftsstandort nachhaltig gestärkt werden könne. Eine Lösung dafür bot Siegfried Rohde an. Der Obermeister, selbst Bauunternehmer eines Betriebs mit 70 Mitarbeitern, schlug eine Zentrale Vergabekonferenz in Form einer Kompetenzrunde oder eines Runden Tisches mit Vertretern der Politik und des lokalen Handwerks vor.
"Ausbildungs- und Arbeitsplätze bleiben so am sichersten vor Ort erhalten." Es dürfe nicht sein, dass bei der Auftragsvergabe der billigste Betrieb die besten Karten habe, aber von weit auswärts komme. "Hier geht auf Dauer Fachkompetenz verloren."
Heinz-Josef Hecker, selbst lange Jahre Inhaber eines Betriebs für Fahrzeug- und Karosseriebau, hat mit Blick auf die Neuverschuldung seine Zweifel, ob das Paket wirklich nützt. "Das Geld sollte lieber zur Schuldentilgung eingesetzt und stattdessen die Bürokratie abgebaut werden."