Dormagenener Jugendhilfe: Verborgene Talente entdecken
Im Raphaelshaus tauschten sich auf einer Tagung Erzieher über die Erlebnispädagogik aus. Auch immer mehr Unternehmen interessieren sich für Seminare, um Teamarbeit zu stärken.
Dormagen. Wer weiß schon, dass man aus einigen Unkrautarten ein schmackhaftes Menü bereiten kann? Wer kennt Niedrigseilpfade und wie baut man sie? Welche Seifenkiste garantiert den größten Fahrerfolg? Fragen, mit denen sich 100Erlebnispädagogen aus Deutschland bis Donnerstag auseinandergesetzt haben. Im Raphaelshaus endete eine Fachtagung des Bundesverbandes katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen (BVkE).
Über drei Tage hinweg hatten die Teilnehmer in Workshops ausgetestet, welche Disziplinen sie an ihren Einrichtungen einführen oder verbessern können. Unter den Teilnehmern waren auch Auszubildende. "Neben der Festigung des Wissens wollen wir das Netzwerk für erlebnispädagogisch Interessierte verdichten", erklärte Hans Scholten. "Insbesondere sollen die Jugendhilfeeinrichtungen enger zusammenarbeiten als bisher", betonte der Leiter des Raphaelshauses und BVkE-Vorstandsmitglied.
Als erste gemeinsame Aktion sei eine "Trophy", eine Art Olympiade, geplant. "In Stuttgart hat das Raphaelshaus im Mai an einem derartigen Wettbewerb teilgenommen", erläuterte Scholten. "Durch diesen Wettbewerb, in dem unsere Jugendlichen an einem Seil über ein Hindernis hangelten oder Baumstämme stemmten, haben wir Karl-Hans Kern von der Diözese Rottenburg kennen gelernt." Kern ist Mitarbeiter im Bereich Kommunikation und Marketing des Caritasverbandes. Er fand mit einem Autohersteller bereits einen finanzkräftigen Sponsor der Trophy.
Die Neuauflage des Wettbewerbs soll für Elf bis 14-Jährige im nächsten Jahr zum 100.Bestehen des BvkE in Limburg an der Lahn stattfinden. "Es gibt 60 Einrichtungen bundesweit, die teilnehmen könnten", erklärte Organisator Daniel Mastalerz, Bereichsleiter im Raphaelshaus.
Scholten warnte davor, Erlebnispädagogik als schlichten Spaß abzutun. "Es handelt sich vielmehr um einen Methodenkoffer, mit dem wir an verborgene Talente gelangen." Und das gelte nicht nur für Jugendliche. "Wirtschaftsunternehmen wie Ford kommen auf uns zu und fragen nach Seminaren für ganze Abteilungen, die sich sonst etwa wegen der Sprachbarrieren schlecht verständigen können. Gemeinsames Erleben baut Vorurteile ab."